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Der Tagesspiegel: Letzter DDR-Ministerpräsident Lothar de Maizière beklagt Schwarz-Weiß-Schema beim Erinnern an die DDR

Berlin (ots)

Berlin - Der letzte DDR-Ministerpräsident Lothar de
Maizière hat das "Schwarz-Weiß-Schema" beim Erinnern an die DDR 
beklagt. Die Tendenz zu nostalgischer Verharmlosung der 
DDR-Vergangenheit habe ihre Ursache darin, "dass wir nach der Wende 
eine ebenso undifferenzierte Verneinung all dessen gehabt haben, was 
die DDR ausmachte. Als Trotzreaktion darauf gibt es jetzt weithin 
eine ebenso undifferenzierte Verklärung", sagte de Maizière dem 
Berliner "Tagesspiegel am Sonntag". Andererseits rühre der Eindruck, 
dass die DDR-Vergangenheit auf die Stasi reduziert werde, daher, dass
"ein Teil der Bürgerrechtler meint, die Deutungshoheit über die DDR 
errungen zu haben. Sicherlich, keiner kann die Stasi in der 
Erinnerung ausklammern. Aber manchmal gewinnt man den Eindruck, dass 
sie heute gegenwärtiger ist als zur Zeit ihrer Existenz", sagte de 
Maizière. Die Ereignisse von 1989 wären "früher geschehen, wenn die 
Menschen nur unter der Knute gelebt hätten. Das Leben funktionierte 
trotz all dieser Widrigkeiten", sagte de Maizière, der als 
Rechtsanwalt in Berlin tätig ist. "Wenn man heute sagt, jeder Bäcker,
der morgens um drei oder halb vier aufgestanden ist, um pünktlich 
Brot zu liefern, oder jeder Chirurg, der an seinem Operationstisch 
gestanden hat, war eine Stütze des Systems, dann ist das objektiv 
vielleicht richtig, ignoriert aber die Lebensleistung dieser 
Menschen." Die Ostdeutschen hätten "in dieser Situation, in der sie 
leben mussten, in der ganz überwiegenden Zahl ihre Würde behalten - 
in dem Maße, wie das System es ihnen erlaubte".
Inhaltliche Rückfragen richten Sie bitte an:
Der Tagesspiegel, Politikredaktion, Tel. 030/26009-389

Pressekontakt:

Der Tagesspiegel
Chef vom Dienst
Thomas Wurster
Telefon: 030-260 09-308
Fax: 030-260 09-622
cvd@tagesspiegel.de


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