Der Tagesspiegel: Krach im Bahn-Aufsichtsrat: Eggert Voscherau wirft hin - aus Ärger über den Bund
Berlin (ots)
Im Aufsichtsrat der Deutschen Bahn gibt es erheblichen Unmut über die Absage des Börsengangs durch die Bundesregierung in der vergangenen Woche. Eggert Voscherau, Mitglied in dem Gremium und Ex-Vizechef des Chemiekonzerns BASF, kündigte im "Tagesspiegel" (Dienstagausgabe) an, sein Mandat zum Jahresende niederlegen zu wollen. "Es kann nicht sein, dass der Aufsichtsrat aus der Presse erfährt, was der Eigentümer mit dem Unternehmen vorhat, und das Gremium dies dann nur noch abnickt", begründete er den Schritt.
Der Manager äußerte zugleich scharfe Kritik daran, wie die Regierung mit der Bahn umgehe. Der Bund habe in den vergangenen Jahren akzeptiert, dass sich die Bahn zu einem internationalen Logistikdienstleister "mit angehängtem Personenverkehr" entwickle. Geführt werde der Konzern vom Eigentümer Bund aber wie ein Unternehmen, das ausschließlich Personenverkehr betreibe "und bei dem deshalb jeder Bürgermeister von Flensburg bis Garmisch sowie die Bundesregierung mitreden dürfen. Das ist gefährlich und fährt das Unternehmen gegen die Wand, wenn sich hier nichts ändert".
Voscherau sagte, er habe erwartet, seine unternehmerische Erfahrung bei der Bahn einbringen zu können. Das sei gegenwärtig aber nicht möglich. "Da muss sich der Bund fragen, was der Aufsichtsrat eigentlich soll", sagte er. Indirekt forderte er die anderen Mitglieder auf, seinem Beispiel zu folgen. "Diese Frage sollte sich jeder andere, der in diesem Gremium sitzt, auch stellen", sagte er. Voscherau nahm Bahn-Chef Hartmut Mehdorn und dessen Kollegen von seiner Kritik ausdrücklich aus. "Das ist kein Misstrauensvotum gegen das Management", befand er. Er habe vor der Konzernspitze hohen Respekt. Sie habe aber "mit diesem Eigentümer keine leichte Aufgabe".
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