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Der Tagesspiegel: Verfassungsschützer: Zulauf für Autonome und Neonazis

Berlin (ots)

NPD sinkt unter 7000 Mitglieder / Herbe Einbußen
bei der DVU
Linksextremer Verein "Rote Hilfe" wächst weiter / DKP verliert
Ausländerextremismus kaum verändert
Bei linken und rechten Extremisten werden ausgerechnet die 
härtesten Gruppen stärker. Im vergangenen Jahr sei das 
Personenpotenzial der  gewaltbereiten Linksextremisten, überwiegend 
Autonome, um 300 auf 6600 gestiegen, sagten Verfassungsschützer dem 
Tagesspiegel. Auf der anderen Seite wuchs die Zahl der Neonazis  auf 
5000 (2008: 4800).  Angesichts dieser Entwicklung sei eine Zunahme 
der Konfrontation zwischen Rechten und Linken zu befürchten, hieß es.
Außerdem seien vermehrt Angriffe sowohl linker Autonomer als auch 
rechter Gewalttäter auf  die Polizei zu erwarten. Verfassungsschützer
warnten,  in beiden Lagern wachse die Bereitschaft,  bei gezielten  
Angriffen die Verletzung von Menschen in Kauf zu nehmen.
Die Autonomen hätten Zulauf, weil die im vergangenen Jahr 
weiter gesteigerte Randale viel Aufmerksamkeit erregte und in einigen
Jugendmilieus bewundert werde. Die Krawalle beim Nato-Gipfel in 
Straßburg und am 1. Mai in Berlin, die Autozündelei  sowie die 
Angriffe auf Polizeiwachen und Neonazis  fänden  manche Jugendliche 
attraktiv. Und der politische Gegner wolle mithalten. Im Spektrum der
Neonazis schauten vor allem die "Autonomen Nationalisten", die sich 
ebenfalls als schwarzer Block begreifen,  "elektrisiert auf die 
linken Autonomen und was bei denen passiert".   Die Zahl der 
Autonomen Nationalisten bezifferten Verfassungsschützer auf etwa  500
bis 600.
Eine Ursache für  das Erstarken der Neonazi-Szene sehen 
Verfassungsschützer in der Stagnation der NPD. Die durch 
Finanzskandale und interne Konflikte geschwächte Partei habe im 
Superwahljahr wenig Erfolg gehabt, einzig in Sachsen gelang der 
(erneute) Einzug in den Landtag. So  sei die Zahl der Mitglieder in 
den meisten Ländern gesunken, bundesweit habe die NPD die Marke von 
7000 unterschritten. Vor allem in Berlin musste die  zerstrittene 
Partei herbe Verluste hinnehmen. Von 330 Mitgliedern im Jahr 2008 
blieben 250 übrig.
Härter noch traf es die DVU, die im vergangenen Jahr ihre 
letzte Bastion verlor. Die Partei flog nach zwei Legislaturperioden 
aus dem Landtag von Brandenburg und ist nun nach Ansicht von 
Verfassungsschützern  "klinisch tot". Die Zahl der Parteimitglieder 
sei auf unter 5000 geschrumpft. Zum Vergleich: 2008 waren es 6000, 
zwei Jahre zuvor  8500.
Einen Rückgang stellte der Verfassungsschutz auch bei braunen 
Skinheads und anderen "subkulturell geprägten und sonstigen 
gewaltbereiten Rechtsextremisten" fest (2009: 9000, 2008: 9500).   
Die Szene der rechten Skins löst sich schon seit Jahren auf, ein Teil
wechselt zu  den stärker politisierten Neonazis.
Im Linksextremismus fiel neben dem Zuwachs für die Autonomen 
auch der weitere Anstieg bei der Gruppierung "Rote Hilfe" auf. Der 
Verein, der radikale Linke bei Prozessen zu politischen Straftaten 
unterstützt,  zählt jetzt 5500 Mitglieder. Das sind 500 mehr als 
2008, gegenüber 2007 ist sogar eine Zunahme um 1200 Mitglieder zu 
verzeichnen.
Den altbacken kommunistischen Parteien DKP und MLPD liefen 
hingegen Leute weg. Die DKP sank auf unter 4000 Mitglieder (2008: 
4200), die "Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands" reduzierte
sich um 300 auf nur noch 2000 Mitglieder.
Im Ausländerextremismus gab es kaum Veränderungen. Das 
Personenpotenzial der Islamisten blieb nach Angaben von 
Verfassungsschützern weitgehend stabil (2008: 34 720 Personen). 
Stärkste Gruppierung ist  die türkische Organisation "Islamische 
Gemeinschaft Milli Görüs (IGMG)". Im  nicht-islamistischen 
Extremismus dominiert weiterhin die "Arbeiterpartei Kurdistans (PKK)"
mit  ungefähr 11 500 Mitgliedern.
Die Informationen stehen Ihnen bei Nennung der Quelle Tagesspiegel
zur Verfügung.
Mit freundlichem Gruß,
Frank Jansen (Tel.: 030 - 29021 - 0)

Pressekontakt:

Der Tagesspiegel
Chef vom Dienst
Thomas Wurster
Telefon: 030-260 09-308
Fax: 030-260 09-622
cvd@tagesspiegel.de


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