Der Tagesspiegel: Pater Mertes ist beeindruckt von der Intensität der Missbrauchsdebatte
Berlin (ots)
Berlin - Der Direktor des Berliner Canisius-Kollegs, Pater Klaus Mertes, dessen Brief an ehemalige Schüler der Auslöser für viele Missbrauchsopfer war, sich öffentlich zu äußern, ist beeindruckt von der anhaltenden Intensität der Debatte. In einem Gastbeitrag für den Tagesspiegel am Sonntag schreibt er, er könne zwar noch nicht ermessen, wie groß die Lawine sei, die über die Kirche hinwegfegt: "Doch beeindruckt mich in diesen österlichen Tagen und Wochen die Kraft, die das Wort der Opfer hat. Es hat eine Lawine zum Rollen gebracht und hält sie am Rollen. Alle Versuche der Angesprochenen, sich der Wucht der Lawine zu entziehen, erweisen sich als ohnmächtig. Im Gegenteil: Sie verstärken die Lawine." Weiter schreibt Pater Mertes: "Machtmissbrauch und sexualisierte Gewalt rütteln an den Grundfesten von Kirche und Gesellschaft rütteln. Sie gefährden die Fähigkeit zu vertrauen." Wer sich dem Thema Missbrauch nähern wolle, müsse sich "zunächst einmal dem Leiden Opfer betrachtend nähern". Im christlichen Glauben stehe mit dem Blick auf den Gekreuzigten das Opfer im Zentrum: "Die Kirche begegnet dem Auferstandenen in den Opfern, wenn sie in den Opfern nicht bloß die Opfer erkennt und würdigt, sondern auch die Kämpfer, die Kämpferinnen, die Subjekte. Die Missbrauchsbetroffenen sind nicht mehr ,bloß' die Schutzbefohlenen, als die sie missbraucht und abgewiesen wurden. Sie haben etwas zu sagen, was über ihre bloße Opfergeschichte hinaus geht. Sie haben im Überlebenskampf Erfahrungen mit der Kirche, mit der Hierarchie, mit ignatianischer Pädagogik, mit Reformpädagogik und anderer Pädagogik gemacht, von der etwas zu lernen ist."
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