Der Tagesspiegel: AOK klagt über "Riesenansturm" von City-BKK-Mitgliedern
Berlin (ots)
Die Pleite der City BKK macht der AOK in Berlin schwer zu schaffen. Seit Anfang der Woche hätten die örtlichen Filialen einen "Riesenansturm" von Betroffenen zu verkraften, sagte der Vorstandschef der AOK Nordost, Frank Michalak, dem Berliner "Tagesspiegel" (Freitagsausgabe). "Allmählich bringt uns das in eine Situation, in der wir selber Probleme kriegen." Der Ansturm treffe die AOK weitgehend unvorbereitet, sagte der Vorstandschef. "Wir können nur reagieren, und da passieren natürlich dann auch die einen oder anderen Fehler." Zuvor hatten sich Versicherte der City BKK darüber beschwert, dass man bei etlichen Kassen versucht habe, sie "abzuwimmeln".
Nach Tagesspiegel-Informationen waren daran insbesondere Mitarbeiter der AOK, der Barmer GEK, der Techniker Krankenkasse und der Hanseatischen Krankenkasse (HEK) beteiligt. Bei der HEK wurden Antragsteller nach ihrem Gesundheitszustand befragt, die AOK schickte sie in eine abgelegene Berliner Filiale, die nur zweimal pro Woche öffnet, die Techniker Krankenkasse beschied einer 83-Jährigen, dass es für Neuaufnahmen eine Altersgrenze von 80 Jahren gebe. Gleichzeitig versuchen Betriebskrankenkassen, die vorstellig gewordenen Mitglieder der City BKK anderen Kassenarten zuzuschieben. In einer Filiale der BKK VBU in Berlin-Kreuzburg etwa hatten die Mitarbeiter gleich Aufnahmeformulare anderer Kassen parat und halfen beim Ausfüllen.
DAK-Sprecher Jörg Bodanowitz sprach von einer "dramatischen Situation". Vor allem alte Menschen würden von der Sorge getrieben, bei keiner anderen Kasse mehr aufgenommen zu werden, sagte er dem "Tagesspiegel". Das Verhalten der Kassen zeige, "dass der Risikostrukturausgleich nicht wirklich funktioniert". Seit den Gerüchten um eine mögliche Kassenschließung im Februar habe die AOK Nordost bereits etwa 4000 Mitglieder der City BKK aufgenommen, berichtete Michalak. Mit einem Altersdurchschnitt von knapp 65 Jahren seien diese knapp zehn Jahre älter als durchschnittliche AOK-Mitglieder. In einer Hochpreisregion wie Berlin sei das ein Problem, sagte Michalak - zumal man die Zusatzausgaben aufgrund von Alter und Region aus dem Gesundheitsfonds nicht komplett ausgeglichen bekomme.Um ein gemeinsames Vorgehen abzustimmen, haben AOK und BKK-Bundesverband nun alle Kassenverbände für den 19. Mai zu einem Krisentreffen geladen.
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