Pressestimmen: Klaus Naumann: Die Bundesregierung ermuntert Saddam, sich den Vereinten Nationen zu widersetzen, und macht so einen Irak-Krieg wahrscheinlich
Berlin (ots)
Berlin. Durch ihre Anti-Kriegs-Haltung ermuntert die Bundesregierung Saddam Hussein nach Ansicht von General Klaus Naumann, sich den Vereinten Nationen zu widersetzen, und macht so einen Irak-Krieg wahrscheinlich. Schon der Kosovo-Krieg hätte sich wohl vermeiden lassen, wenn die Welt dem Diktator Milosevic einig entgegengetreten wäre, sagte Naumann, der damals Vorsitzender des Nato- Militärausschusses war, dem "Tagesspiegel am Sonntag". Die Lehre daraus hätte sein müssen, die Drohkulisse gegen Saddam glaubhaft zu machen. "Die Bundesregierung aber sagt: Wir sind dage-gen, egal, welche Waffen man findet, egal was die UN sagen. Das kann Saddam nur als Ermunte-rung verstehen." Ein von den UN beschlossener Präventivkrieg zur Abrüstung des Irak ist nach Naumanns Worten "weder verwerflich noch illegal". Mit der Resolution 1441 gebe es bereits eine ausreichende Legitimation.
Zum Argument, der Irak sei doch jetzt so gut kontrolliert wie nie zuvor, das auch Kanzler Schröder und Außenminister Fischer anführen, sagte Naumann: "So denken Gutmenschen ohne Sachkennt-nis." Mit 100 Inspekteuren könne man ein Land von der Größe Frankreichs gar nicht verlässlich kon-trollieren. "Nichts hat das Böse auf der Welt so sehr befördert wie die Gutgläubigkeit vieler guter, aber zum Handeln unfähiger Menschen." Nach Angaben des UN-Chefinspekteurs Hans Blix bestehe der Verdacht, dass Saddam genug Anthrax habe, um "nicht nur die Bevölkerung von Berlin auszulö-schen, sondern wohl mehr Menschen, als in der Bundesrepublik leben". Es sei ihm unverständlich, wie die Bundesregierung, die über geheimdienstliche Quellen verfüge, behaupten könne, vom Irak gehe keine Gefahr aus. Schon allein die offen zugänglichen Informationen des Bundesnachrichten-dienstes "legen den Schluss nahe, dass der BND der Auffassung ist, dass der Irak seine Arbeit an Massenvernichtungswaffen fortgesetzt hat und im Besitz solcher Waffen ist".
Amerika habe heute viel präzisere Waffen als im ersten Golfkrieg 1991, sagte Naumann zu den Risi-ken und der Dauer eines Irak- Kriegs. "Die Wirkung, die man damals mit fünf Wochen Luftkrieg er- zielte, kann Amerika heute in einer Woche erreichen, mit weniger unerwünschten Nebenwirkun-gen." Auch die Sommerhitze in der Wüste sei kein Hindernis. Zudem hätten die US-Truppen eine "einmali-ge Nachtkampffähigkeit. Sie können auf 4000 Meter Entfernung erkennen, ob sich jemand im Inneren eines Panzers eine Zigarette anzündet. Und sie mit Präzisionswaffen aus schießen."
Die Solidaritätserklärung acht europäischer Staaten mit Amerika nannte Naumann "den schlimmsten Schlag, den die gemeinsame europäische Außenpolitik bisher erlitten hat". Die Schuld daran trügen aber Berlin und Paris, die zuvor versucht hätten, die anderen auf ihre Linie festzulegen. "Ein Europa, das nicht mit einer Stimme spricht, hat in Washington Null Einfluss." Es wachse die Gefahr, dass ein über Europa frustriertes Amerika sich "bilateral mit Russland einigt, über die Köpfe der zerstrittenen Europäer hinweg."
Klaus Naumann, ranghöchster Nato-Soldat im Kosovo-Krieg, hat dem in Berlin erscheinenden Ta-gesspiegel am Sonntag ein Interview gegeben. Bei Nennung der Quelle (Der Tagesspiegel am Sonntag) ist die o.a. Meldung zur Verwendung. Inhaltliche Rückfragen richten Sie bitte an: Der Tagesspiegel, Ressort Politik, Telefon 030/26009-389
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