Pressestimmen: "Der Tagesspiegel Berlin" meint zum Fall Friedman
Berlin (ots)
Michel Friedman ist Jude, in Deutschland. Hat das etwas mit seinen möglichen Gesetzesverstößen zu tun? Nein, das nicht, denn Justitia ist blind und muss es sein, sie kennt weder Juden noch Nicht-Juden, sie kennt nur Bürger. Doch die Öffentlichkeit ist nicht blind und darf es nicht sein, wenn es um die Untiefen dieser Affäre geht. Friedman wollte von den nicht-jüdischen Deutschen akzeptiert werden, obwohl er so anders war, so provozierend aggressiv, so moralisch hochfahrend, so dandyhaft gekleidet. Was das alles mit der möglichen Affäre zu tun hat, mit Kokain und Prostitution? Viel spricht dafür, dass sein Leben in Extremen mit seiner Rolle als öffentlichem Juden zusammenhängt. Für die juristischen Fragen kann das keine mildernden Umstände bewirken. Für die öffentlich-moralischen wird Friedman nicht wollen, dass man ihn anders behandelt als andere Deutsche. Und, wenn das Wünschen hier helfen kann: Man wünscht sich sehr, dass Michel Friedman nicht das getan hat, was ihm vorgeworfen wird, dass er bald wieder mitten im deutschen Leben zu sehen ist. Nicht im Knast oder im Ausland.
ots-Originaltext: Der Tagesspiegel
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