Der Tagesspiegel: "Jelzin gehört vor Gericht"
Berlin (ots)
Zehn Jahre nach dem gewaltsam niedergeschlagenen Aufstand von russischen Abgeordneten hat der frühere Parlamentschef Ruslan Chasbulatow Ex-Präsident Boris Jelzin scharf angegriffen. "Der Putschist war Herr Jelzin", sagte Chasbulatow dem Tagesspiegel (Samstags-Ausgabe). Zugleich kritisierte er die Rolle des damaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl, der sich hinter Jelzin gestellt hatte: "Jelzin gehört vor Gericht und mit ihm seine Freunde im Westen, die ihn damals unterstützten." Chasbulatow betonte, die Abgeordneten hätten "ohne Waffengewalt" Widerstand geleistet und sich im Parlamentsgebäude verbarrikadiert. Vor zehn Jahren seien zudem die Grundlagen für Putins gelenkte Demokratie gelegt worden. "Denn gleich nach der Panzerattacke bekam Russland eine undemokratische Verfassung, die dem Präsidenten mehr Macht gibt als seinerzeit den Zaren." Unmittelbar vor der Präsidenten-Wahl in Tschetschenien warnte Chasbulatow vor einer Ausbreitung des Krieges in der Region. "Je länger dieser Krieg geht, desto größer ist die Gefahr, dass er auf den ganzen Nordkaukasus übergreift." Im vergangenen Jahr habe der Kreml einen Kompromiss in dem Konflikt verhindert. Mehrere ehemalige russische Politiker hätten sich mit Vertretern von Tschetschenen- Führer Maschadow in Liechtenstein getroffen und in Anwesenheit westlicher Diplomaten einen Friedensplan ausgehandelt. Dieser sah umfassende Autonomieregelungen für die Kaukasus-Republik vor. "Maschadow war einverstanden, der Kreml nicht", sagte Chasbulatow, der selbst Tschetschene ist.
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