FDP kritisiert "Entmachtung" der Ständigen Impfkommission
Berlin (ots)
Die FDP-Fraktion im Bundestag kritisiert den Vorschlag des Gesundheitsministeriums, ohne Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) Jugendlichen ab zwölf Jahren bundesweit ein Impfangebot zu unterbreiten. "Wenn die Gesundheitsminister die Impf-Empfehlung an der Stiko vorbei ändern, kommt das einer Entmachtung gleich", sagte Andrew Ullmann, Obmann der FDP im Gesundheitsausschuss des Bundestags, dem Berliner Tagesspiegel. Ullmann, der auch Universitätsprofessor für Infektiologie an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg ist, forderte eine stärkere Einbindung des Parlaments. "Wir sollten jetzt zu einer Sondersitzung des Bundestags zusammenkommen, um über Maßnahmen zu diskutieren, um die vierte Welle einzudämmen."
Den Ruf nach einer Sondersitzung unterstützen auch die Grünen. "Es kann nicht sein, dass wir uns mit Wahlkampf aufhalten, während die vierte Welle anrollt", sagte Janosch Dahmen, für die Grünen im Bundestags-Gesundheitsausschuss, dem Tagesspiegel. Es räche sich nun, dass es in Deutschland keine Public Health Institution gebe, die auch die epidemiologischen Folgen einer Empfehlung in den Blick nehme. Dahmen forderte die Stiko auf, angesichts der steigenden Datenmenge, ihre Empfehlung für die Impfung von Kindern noch einmal zu überprüfen. "Es wäre töricht, wenn man damit nochmal acht Wochen wartet."
SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach begrüßte dagegen den Vorschlag aus dem Bundesgesundheitsministerium. "Das Risiko für erkrankte Kinder durch eine Corona-Infektion mit der Delta-Variante an Long Covid zu leiden, liegt mit zwei bis sieben Prozent deutlich höher als an den Nebenwirkungen einer Impfung zu erkranken", sagte Lauterbach dem Berliner Tagesspiegel. Er berief sich dabei auf Studien aus England und den USA. Eltern würden die Delta-Variante fälschlicherweise unterschätzen. "Wenn wir Kinder nicht impfen, wird sich der größte Teil mit Corona infizieren. Die Delta-Variante ist so ansteckend wie Windpocken", warnte Lauterbach.
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