Der Tagesspiegel: McDonalds will sich unter Auflagen am Fonds für dicke Kinder beteiligen
Berlin (ots)
Die Ernährungsindustrie hat sich grundsätzlich bereit erklärt, einen Fonds für dicke Kinder mitzufinanzieren - wenn dieser in ihrem Sinne gestaltet sei. "Wir sind bereit, darüber zu reden", sagte ein Sprecher von Intersnack, die unter anderem die Marke Chio-Chips verkauft, dem Berliner "Tagesspiegel" (Mittwochsausgabe). Allerdings müsse man dann aufrechnen, wie viel ein Unternehmen bereits für eigene Aufklärungsmaßnahmen ausgebe. Es dürfe "keine bestimmte Summe wie eine Zwangssteuer festgelegt" werden, sagte der Sprecher. Zudem bestand er auf einem Mitspracherecht der Industrie für die Verwendung der Mittel aus dem Fonds.
Verbraucherministerin Renate Künast (Bündnis 90/Die Grünen) plant, einen Fonds zur Bekämpfung von falscher Ernährung bei Kindern zu gründen, an dem sich auch die Wirtschaft beteiligen soll. Auch der McDonalds-Konzern zeigte sich grundsätzlich offen für eine Fondslösung, stellte aber ebenfalls Bedingungen: "Wir wollen ein Mitspracherecht. Es muss klar definiert werden, wie die Mittel verwendet werden", sagte Konzernsprecherin Ricarda Rücker dem "Tagesspiegel". Der Konzern ist an den Gesprächen mit dem Verbraucherministerium beteiligt.
Der Ferrero-Konzern (Nutella, Kinderschokolade) forderte, dass auch Unternehmen aus anderen Branchen in einen solchen Fonds einzahlen. Es sei im Übrigen nicht ersichtlich, weshalb ein Fonds, der über ungesunde Lebensstile aufkläre, ausschließlich von der Ernährungsindustrie gespeist werden sollte, sagte eine Ferrero- Sprecherin dem "Tagesspiegel". In jedem Fall müssten auch diejenigen Branchen einen maßgeblichen Beitrag leisten, die dazu beitrügen, dass Kinder sich weniger bewegten, wie Computer- und Fernsehhersteller.
Die Krankenkassen finden Künasts Vorstoß ebenfalls gut. "Wir würden es sehr begrüßen, wenn auch die Wirtschaft die Mitverantwortung trägt und einen finanziellen Beitrag zur Prävention leistet", sagte AOK-Sprecherin Heike Wöllenstein dem "Tagesspiegel". "Wir wollen nicht alleine dafür zahlen, dass Kinder sich falsch ernähren." Die Krankenkassen wollen bis Mitte Februar eine eigene Stiftung gründen, die unter anderem zur Aufklärung über gesunde Ernährung für Kinder beitragen soll. Nach Auskunft von Joachim Odenbach, Sprecher des Bundesverbandes der Innungskrankenkassen, soll die Stiftung zunächst mit 0,36 Cent pro Versichertem ausgestattet sein, insgesamt mit 25 Millionen Euro. Der Betrag solle aber "sukzessive aufgestockt werden". Auch die Krankenkassen hoffen auf Zuschüsse aus der Wirtschaft. "Die Stiftung ist offen für eine Beteiligung der Industrie", sagte der IKK-BV-Sprecher Odenbach. Allerdings müsse sichergestellt sein, dass die Industrie nicht über die Verwendung der Mittel bestimmen dürfe.
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