Der Tagesspiegel: Jens Reich: Amt des Bundespräsidenten soll nicht "Beute der Parteien" werden
Berlin (ots)
Der frühere DDR-Bürgerrechtler Jens Reich hat den Parteien vorgeworfen, sie förderten durch ihren Alleinanspruch auf das Amt des Bundespräsidenten Politikverdrossenheit. Es sei nicht nötig, "dass auch diese Position wieder die Beute der Parteien wird", sagte der Wissenschaftler dem in Berlin erscheinenden "Tagesspiegel" (Montag-Ausgabe). Vielmehr sollte die Politik die Chance nutzen, "auch Menschen in Repräsentations-Ämter zu wählen, die nicht ihr Leben lang Berufspolitiker waren". Reich sagte, die Wahl einer Persönlichkeit, die kein Berufspolitiker sei, "könne ein kleines Gegengewicht gegen das Übergewicht der Parteien sein, das vom Grundgesetz so nicht vorgesehen ist". Das Verhalten der Berufspolitiker, die alle Positionen für sich reklamierten, sei mitverantwortlich für die Politikverdrossenheit. Der Wissenschaftler nannte es ein "beachtenswertes Zeichen, wenn die Bun-desversammlung beispielsweise eine Frau in den Vierzigern wählen würde, die schon einige Kinder großgezogen und nicht die Ochsentour der Politik durchlaufen hat". Unter 80 Millionen Menschen gebe es "genügend Persönlichkeiten, die das Format haben, dieses Amt auszufüllen", sagte er: "Dass die Parteien diese Wahl wieder unter sich ausmachen, macht sie leider auch sehr langweilig." Reich selbst war 1994 von Persönlichkeiten aus unterschiedlichen politischen Lagern als unabhängiger Kandidat für das Amt aufgestellt worden.
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