Der Tagesspiegel: Ehemalige Schulsenatorin Rosemarie Raab kritisiert massiv gegenwärtige Hamburger Bildungspolitik
Hamburg (ots)
Rosemarie Raab, Schulsenatorin a.D., hat die gegenwärtige Hamburger Bildungspolitik massiv kritisiert und Bürgermeister Ole von Beust Untätigkeit gegenüber den Problemen vorgeworfen. In einem Beitrag für den TAGESSPIEGEL (Dienstagausgabe) schrieb die SPD-Politikerin, nach zwei Jahren bildungspolitischer Praxis hinterlasse die FDP in Hamburg "einen Scherbenhaufen, der seinesgleichen sucht".
Beim neuen Lehrerarbeitszeitmodell, Abitur in 12 Jahren, Ganztags- schulausbau, Sprachtests für Viereinhalbjährige, Privatisierung der beruflichen Bildung, Kita-Gutscheinsystem habe es an Konzepten, handwerklichem Vermögen und vor allem am Geld gemangelt: "Die Folge ist eine verstörte Schüler-, Eltern- und Lehrerschaft, die mit einer Flut von Neuerungen überschüttet wurde, die sich eine nach der anderen als schlicht nicht umsetzbar erweisen mussten." Die FDP sei Opfer ihrer eigenen Ideologie geworden. Die LAU- wie auch die PISA- Studie hätten gezeigt, dass das Bildungssystem an der hohen sozialen Selektivität kranke: "Die soziale Herkunft entscheidet über die Bildungschancen. Die frühe Sortierung der Schülerschaft führt zu anregungsarmen Lernmilieus gerade für diejenigen Schülerinnen und Schüler, die den höchsten Förderbedarf haben." Die FDP-gesteuerte Hamburger Bildungspolitik habe sich "als eine Politik der ungedeckten Schecks, des Tricksens und Täuschens und manchmal auch des Lügens erwiesen".
Bei alle dem stelle sich auch die Frage: "Was hat ein mit Richtlinienkompetenz ausgestatteter Bürgermeister unternommen, um seinen Bildungssenator vor dem munteren Fettnapf-Hopping zu bewahren? Er hat geschwiegen. Er hat geschwiegen, als Rudolf Lange in einer gemeinsamen Pressekonferenz im Mai 2002 die Streichung von 1050 Lehrerstellen zu erwähnen vergaß. Er hat geschwiegen, als seinem Bildungssenator die Privatisierung der beruflichen Schulen aus dem Ruder lief. Und er hat geschwiegen, als der Senator das Kita- Gutscheinsystem an die Wand fuhr."
Rosemarie Raab war im Jahr 2000 nach fast 13 Jahren aus dem Amt der Senatorin für Schule, Jugend und Berufsbildung ausgeschieden.
ots-Originaltext: Der Tagesspiegel Hamburg
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