Der Tagesspiegel: Ökonomen kritisieren Schröders Leitzins-Vorstoß
Berlin (ots)
Die Forderung Deutschlands und Frankreichs an die Adresse der Europäischen Zentralbank (EZB), die Leitzinsen zu senken, ist bei Wirtschaftsexperten auf Kritik gestoß en. "Solche Vorstöße stoßen in Frankfurt auf besonders taube Ohren", sagte der Wirtschafts- Sachverständige Jürgen Kromphardt dem "Tagesspiegel" (Freitagausgabe). "Wer der Zentralbank eine Zinssenkung nahe legen möchte, sollte lieber zum Telefon greifen, als öffentlichen Druck auszuüben", riet er. Auch Michael Burda, Wirtschaftsprofessor an der Berliner Humboldt-Universität, hält die Aktion für unwirksam. "Die Märkte reagieren darauf nur kurzfristig". Joachim Scheide, Chefvolkswirt des Kieler Instituts für Weltwirtschaft, sagte, es sei nicht Aufgabe des Bundeskanzlers, sich um den Wechselkurs zu kümmern. Ulrich Kater, Leiter Volkswirtschaft bei der Deka-Bank, nannte es "nicht besonders weise", jetzt das Thema auf die Tagesordnung zu bringen.
Gleichwohl halten es die Fachleute für angebracht, über Zinssenkungen nachzu-denken, die den Wechselkurs-Anstieg bremsen. Der Wirtschaftsweise Kromphardt sagte, der Spielraum der EZB dafür liege "bei einem halben Prozentpunkt". Damit ließe sich der Eurokurs wirksam senken. Burda pflichtete ihm bei. "Man kann nicht warten, bis das Haus einbricht", sagte er mit Blick auf die Lage der Exportwirtschaft. Deka-Bank-Experte Kater sagte, in den kommenden sechs Monaten werde der Eu-rokurs wieder zulegen und die Marke von 1,35 Dollar erreichen.
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