Der Tagesspiegel: "Der Tagesspiegel" (Berlin) meint zum Terroranschlag von Madrid:
Berlin (ots)
Deutschlands Sicherheitsexperten haben immer vor dem Glauben gewarnt, dieses Land sei nur wegen seiner zurückhaltenden Außenpolitik und der Effizienz der deutschen Sicherheitsorgane bislang von größeren Anschlägen verschont geblieben. Dies sei, so sagen sie, einzig darauf zurückzuführen, dass die Kommandozentralen von Al Qaida solche Attacken auf deutschem Boden derzeit nicht für opportun hielten. Was folgt für uns, wenn sich die Al Qaida-Spur bestätigt? Einen sich auch auf Mobilität gründenden modernen Rechtsstaat kann man nicht durch welche Reglementierung auch immer anschlagssicher machen. Wenn man nicht den gesamten öffentlichen Verkehr zum Erliegen bringen will, bleibt jede Prävention Stückwerk. Kontrollen wie auf Flughäfen sind auf innerstädtischen Bahnhöfen angesichts der völlig unterschiedlichen Verkehrsdimensionen ausgeschlossen. Das Risiko von Anschlägen wie jetzt in Madrid kann man durch erhöhte Wachsamkeit vielleicht minimieren - und diese Wachsamkeit muss auch gefordert und gefördert werden - ausschließen aber kann man es nie. Und gegen Selbstmordattentate gibt es ohnedies keine Vorbeugung. Verteidigungsminister Peter Struck hat die neue deutsche Sicherheitspolitik mit dem Satz umschrieben, das Land werde am Hindukusch verteidigt. Das ist richtig. Aber es hat eine Kehrseite: Deutschland kann in Deutschland angegriffen werden - von denen, gegen die wir es am Hindukusch verteidigen.
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