Der Tagesspiegel: Roland Berger: Teilfusion Siemens und Alstom liegt im Interesse von Deutschland und Frankreich
Michaele Schreyer gegen "nationale Abschottung" in der Industriepolitik
Berlin (ots)
Der Unternehmensberater Roland Berger hält einen Zusammenschluss von Sparten der beiden Industriekonzerne Siemens und Alstom für sinnvoll. "Eine Gesamtfusion ist wenig sinnvoll." Aber die profitablen Sparten Verkehrstechnik und Energietechnik könnten durchaus zusammenpassen. Da sollte Bundeskanzler Gerhard Schröder "die Franzosen überzeugen, dass dies im Interesse beider Länder liegt", sagte Berger dem Tagesspiegel am Sonntag.
Schröder trifft sich an diesem Montag mit Frankreichs Staatschef Jacques Chirac in Aachen. Ein Treffen der beiden Wirtschaftsminister Wolfgang Clement und Nicolas Sarkozy zur Abstimmung der industriepolitischen Interessen beider Länder wurde mehrfach verschoben. Trotz der Unstimmigkeiten wegen Alstom soll aber noch vor der Sommerpause ein Treffen stattfinden, erfuhr der Tagesspiegel aus Regierungskreisen.
Frankreich will europäische Industriechampions bilden, von denen Alstom einer sein soll. Das sei aber "Sache der Unternehmen. Sie zu entwickeln ist nicht Aufgabe des Staates", kritisierte Kanzlerberater Berger. Wenn allerdings die USA über ihren hohen Verteidigungsetat indirekt die nationalen Technologiekonzerne fördere, dann müsse auch Europa "seinen industriepolitischen Beitrag dazu leisten". Damit möglichst viele globale Champions ihren Sitz und einen Großteil ihrer Wertschöpfung in Deutschland oder Europa haben, so Berger.
Kritisch werden die industriepolitischen Pläne von Berlin und Paris auch bei der Kommission in Brüssel gesehen. "Bevor Berlin und Paris von der Kommission Industriepolitik fordern", sagte Haushaltskommissarin Michaele Schreyer dem Tagesspiegel, "sollen sie doch erst einmal die Beschlüsse von Lissabon umsetzen." Und die sehen vor, Europa bis 2010 zur wettbewerbsfähigsten Region der Welt zu machen. Eine Politik der "nationalen Abschottung" lehnt Schreyer ab. Das neue slowakische Kommissionsmitglied Jan Figel sagte: Wir sollten nur die Rahmenbedingungen schaffen, in denen jedes Unternehmen die Chance hat, zum lokalen, europäischen oder auch globalen Champion zu werden. " Öffentliches Geld dürfe man nicht dazu nutzen, "um Unternehmen harte Entscheidungen zu ersparen".
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