Der Tagesspiegel: Ölmarktexperten: Kaum Gründe für Ölpreisanstieg/US-Fonds spekulieren
Berlin (ots)
Ölexperten sehen kaum objektive Gründe für die zuletzt stark gestiegenen Ölpreise. Helmut Buchmann, Ölmarktexperte vom Fachdienst Oil Market Report (OMR), sagte dem "Tagesspiegel" (Samstagausgabe), für den Anstieg seien vor allem spekulative Käufe von US- Investmentfonds verantwortlich. Es sei aber auch möglich, dass "die Fonds in zwei, drei Wochen wieder aus dem Markt gehen" sollte der Preisanstieg wieder ins Stocken geraten.
Barbara Meyer-Bukow vom Mineralölwirtschaftsverband (MWV) sagte dem "Tagesspiegel" allerdings, der Verweis auf die jüngste Terrorwarnung der US-Regierung und auf die Aktivitäten von US-Fonds sei "etwas unbefriedigend". Sie könne die aktuellen Preissteigerungen "nicht mehr verstehen", weil es eine Reihe von guten Nachrichten gebe. So habe die Krise beim russischen Ölkonzern Jukos bisher nicht die Ölförderung beeinträchtigt, die Streiks in Nigeria seien zuende und die Ausfuhr aus dem Irak sei wiederhergestellt worden. Außerdem seien die Benzin- und Ölvorräte in den USA, die zuletzt immer wieder für Unsicherheit gesorgt hatten, höher als erwartet. "Es gibt also viele Gründe für sinkende Preise", sagte Meyer-Bukow.
Deshalb dürfte der Ölpreis die Finanzmärkte auch nicht mehr allzulange belasten. "Das sollte sich nicht so weiter fortsetzen", sagte Tammo Greetfeld, Marktexperte der Hypo-Vereinsbank, dem "Tagesspiegel". Auch die negativen Wirkungen des starken Euro auf die Unternehmensgewinne dürften geringer werden, weil sich die Aufwertung der Gemeinschaftswährung gegenüber dem Dollar verlangsamt habe. Trotzdem sei an den Börsen in den nächsten Monaten mehr oder weniger mit Stillstand zu rechnen. Lebendig dürften die Börsen wieder ab Oktober werden, weil bis dahin unter anderem klar werde, dass die Zinserhöhungen in den USA "das Wachstum und den Gewinntrend nur moderat belasten werden". Deshalb rechne er beim Dax mit 4250 Punkten zum Jahresende, sagte Greetfeld.
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