Der Tagesspiegel: IEA-Experte: Opec produziert am Limit - Anhebung der Förderquote "zurzeit bedeutungslos"
Opec will Mitgliedern weiter freie Hand bei der Förderung lassen
Berlin (ots)
Die jüngste Anhebung der Förderquote durch die Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) ist für die Versorgung der Ölmärkte de facto bedeutungslos. Das sagte David Fyfe, Ölexperte der Internationalen Energie-Agentur (IEA), dem "Tagesspiegel" (Samstagausgabe). Die Opec hebe durch nur ihre Zielproduktion auf 26 Millionen Barrel pro Tag an. "Die Zielproduktion selber ist aber zurzeit bedeutungslos", sagte Fyfe. Denn die Opec-Mitglieder hätten nach IEA-Schätzungen im Juni effektiv bereits täglich 26,9 Millionen Barrel gefördert. "Aber die Anhebung des offiziellen Ziels könnte eine Nachricht an die Märkte sein, die Vertrauen schafft", sagte Fyfe.
Produzenten außerhalb der Opec wie Russland hätten ihre Förderung bereits "im Großen und Ganzen maximiert", sagte IEA-Experte Fyfe. Die Opec wiederum hätte weniger als 700000 Barrel freie Kapazitäten, die innerhalb von 30 Tagen aktiviert und dauerhaft genutzt werden könnten. "Der Markt ist zurzeit sehr eng", sagte Fyfe. Ein Ausfall etwa durch Terror oder Streiks von zwei bis drei Millionen Barrel über mehrere Wochen wäre eine ernste Erschütterung. Das entspricht in etwa der irakischen Föderung. Für eine Woche könne die Menge aber problemlos ersetzt werden, wie sich vor kurzem gezeigt habe, sagte Fyfe. Allerdings arbeiten die Opec-Mitglieder und andere Förderländer wie Russland Brasilien und Angola stark an einer Ausweitung ihrer Kapazitäten. Die Produktion dürfte daher mit dem starken Anstieg des weltweiten Ölverbrauchs, den die IEA in diesem und im kommenden Jahr erwartet, Schritt halten.
Ein Opec-Experte versicherte im Gespräch mit dem "Tagesspiegel", dass das Kartell seinen Mitgliedern weiterhin freie Hand bei der Förderung gebe. "Erst wenn wir das Gefühl haben, dass der Markt gut versorgt ist und die Preise auf einem normalen Niveau sind, werden wir den Mitgliedern empfehlen, ihre Quoten einzuhalten." Für die nächsten Wochen erwarte die Opec wieder Preise von 34 bis 35 Dollar je Barrel und im weiteren Jahresverlauf von 33 bis 34 Dollar. Offiziell hält das Kartell an dem Ziel fest, den Preis in der Spanne von 22 bis 28 Dollar zu halten. Angesichts von Inflation und schwächerem Dollar werde sie aber zurzeit von einer Expertenkommission überprüft, hieß es. Im Oktober soll eine Empfehlung für die Ölminister der Opec vorgelegt werden. Mögliche Änderungen an der bisherigen Strategie würden von der Opec-Konferenz dann frühestens zum Jahresende besprochen werden.
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