Der Tagesspiegel: Der Schriftsteller Georg Klein spricht sich für eine Rückkehr zur alten Rechtschreibung aus und kritisiert gleichzeitig die Sprachwahl von Reform-Gegnern wie Stefan Aust und Hans Magnus Enzensberger
Berlin (ots)
In einem Beitrag für den Berliner "Tagesspiegel" (Sonntagsausgabe) hat sich der Schriftsteller Georg Klein ("Libidissi", "Die Sonne scheint uns") für eine Rückkehr zur alten Rechtschreibung ausgesprochen und gleichzeitig die Sprachwahl von Reform-Gegnern wie Stefan Aust und Hans Magnus Enzensberger scharf kritisiert. "Der Schriftsteller Enzensberger nennt die Kultusminister, die die Neuregelung beschlossen haben, unter anderem einen ,Kreis von Legasthenikern'. Vermutlich hat der Kollege schon den einen oder anderen Kultusminister kennengelernt. Aber weiß er auch, wie die Menschen mit einer ernstlichen Lese- und Schreibschwäche, die sogenannten Legastheniker, um ihre Teilhabe an unseren Textwelten kämpfen? Wer jetzt den Legastheniker und die Legasthenie zum Schimpfwort und zum Kampfbegriff der Debatte macht, sagt wohl mehr über das eigene Sprachgefühl und über die eigene Sprachverantwortung als über das Sprachvermögen seiner Opponenten", schreibt Klein in seinem Beitrag. Und weiter: ",Staatlich verordnete Legasthenie', so haben wir es dann am Freitagabend aus dem Mund des ,Spiegel'- Chefredakteurs Stefan Aust in der Tagesschau wiedergehört. Wie nennt man diese rethorischen Verfahren, die das unverschuldete Handicap einer Minderheit dazu benutzen, um bei der Mehrheit auf billige Weise eine fixe Zustimmung für die eigene Position abzuzocken?" Klein, der stets darauf bestanden hat, dass seine Bücher in alter Rechtschreibung gedruckt werden, hält die Rechtschreibung in seinem Beitrag gleichwohl für "eine unserer kleineren, unserer billigeren Nöte": "Weit größere Veränderungen stehen der deutschen Gesellschaft ins Haus. Und wir können von Glück reden, wenn sie den Charakter von freimütig diskutierten und staatlich geregelten Reformen haben werden. Denn weit tiefere Schluchten drohen in der deutschen Bevölkerung aufzubrechen, als der kleine Graben, der sich zwischen Schreibreform-Gegnern und Befürwortern aufgetan hat. Populismus aber - auch in den weniger wichtigen Fragen! - ist wahrlich das letzte, was wir zur Zeit öffentlich einüben sollten."
ots-Originaltext: Der Tagesspiegel
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