Der Tagesspiegel: Töpfer: Klimapolitik ist Friedenspolitik der Zukunft
Berlin (ots)
Klaus Töpfer, Chef des UN-Umweltprogramms (Unep), rechnet in den kommenden Jahrzehnten mit einem grundlegenden Wandel der weltweiten Energieversorgung. Das sei nicht nur notwendig, um das Klima zu schützen, sagte er dem "Tagesspiegel" (Donnerstag-Ausgabe). "Wenn nicht gehandelt wird, werden die Energiepreise weiter steigen, allein weil die Nachfrage zunimmt", sagte er. Denn der Energiebedarf wachsender Volkswirtschaften wie etwa China steige rasant. Aus diesem Grund rechnet er auch in den USA, die sich am Klimaschutzabkommen von Kyoto, nicht beteiligt haben, mit einem grundlegenden Wandel. Investitionen in eine solche neue, effiziente Energiestruktur böten neue Geschäftschancen. "Da werden amerikanische Unternehmer nicht dauerhaft außen vor bleiben", sagte er.
Für die weiteren Klimaverhandlungen, nachdem das Kyoto-Protokoll nunmehr in Kraft treten kann, erwartet Töpfer dramatische Verringerungen beim Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase. Er verwies auf Großbritannien und Schweden, die sich bereits festgelegt haben, ihren Ausstoß an Treibhausgasen wie etwa Kohlendioxid bis 2050 um 60 Prozent im Vergleich zu 1990 zu verringern. "Ich bin überzeugt, dass wir den langen Sprung machen können, den wir machen müssen", sagte Töpfer.
Töpfer sieht in der Klimapolitik die "Friedenspolitik der Zukunft". "Wenn wir nicht verhindern können, dass die armen Länder um ihre Entwicklungschancen gebracht werden, weil die Industriestaaten ihre Emissionen nicht in den Griff bekommen, können wir keine friedliche Entwicklung erwarten", sagte er. Schließlich zahle niemand gerne die Zeche, die ein anderer hinterlassen habe. Zur Rolle der Atomenergie für den Klimaschutz sagte der Unep-Chef, er sehe weiteren Forschungsbedarf. Um das Risiko zu verringern, dass immer mehr Staaten über den Umweg der friedlichen Nutzung der Atomenergie Waffenprogramme auflegen, fordert Töpfer technische Lösungen. "Wir sollten alles daran setzen, neue Kraftwerkstypen zu entwickeln. Mit Hochtemperaturreaktoren beispielsweise stellt sich die Frage der Anreicherung völlig anders. Es müssen Möglichkeiten erforscht werden, die Risiken aus er Technik heraus zu verringern, ja ganz zu vermeiden", sagte Klaus Töpfer.
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