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Der Tagesspiegel: Deutscher Staatsbürger von Amerikanern nach Afghanistan entführt? Staatsanwaltschaft ermittelt

Berlin (ots)

Berlin - Ein deutscher Staatsbürger libanesischer
Herkunft, der Ende 2003 von Bayern nach Mazedonien reiste, soll dort
festgenommen und drei Wochen später nach Afghanistan in ein geheimes
US-Gefängnis gebracht und dort misshandelt worden sein. Dies
berichtet der Berliner "Tagesspiegel" (Mittwochsausgabe). Die
Staatsanwaltschaft München ermittelt nun gegen Unbekannt wegen des
Verdachts auf Verschleppung. Auch die "New York Times" berichtete
über den Fall. Nach eigenen Angaben wurde der Mann namens Khaled
El-Masri fünf Monate ohne Verfahren und Kontakt zur Außenwelt
inhaftiert und in dieser Zeit misshandelt. Danach sei er nach
Albanien transportiert und in Tirana in eine Maschine nach Frankfurt
am Main gesetzt worden, jetzt wieder als freier Mann. In
Sicherheitskreisen heißt es, was El-Masri berichte, „sei nicht
unwahrscheinlich".
Der 41-Jährige berichtete dem Tagesspiegel, dass er am 31.
Dezember 2003 mit dem Bus nach Skopje gereist sei, um dort eine Woche
Urlaub zu verbringen. An der serbisch-mazedonischen Grenze hätten ihn
Grenzbeamte gezwungen, den Bus zu verlassen. Nach El-Masris Angaben
verhörten ihn zivil gekleidete, bewaffnete Personen und beschuldigten
ihn, ein Terrorist zu sein. Sie brachten ihn in ein Hotel in Skopje
und hielten ihn dort 23 Tage fest.
Wie El-Masri berichtet, wurde er anschließend zu einem Flughafen
gebracht. Schwarz gekleidete, maskierte Männer hätten ihn geschlagen,
ihm mit Messern die Kleidung vom Körper geschnitten und ihn nackt
fotografiert. Gefesselt, mit einem Sack über dem Kopf und unter
Drogen gesetzt habe man ihn in ein Flugzeug gebracht. Sein nächster
Aufenthaltsort war seinem Anwalt zufolge „ein Dreckskellerloch" mit
schlechter Nahrung und schmutzigem Wasser. Mitgefangene und Wärter
sagten El-Masri, er sei in der afghanischen Hauptstadt Kabul. Auch
hier habe es Verhöre und Schläge gegeben.
Es seien Amerikaner gewesen, die ihn verhörten, sagt El-Masri. Ihm
seien Verbindungen zu Al Qaida vorgeworfen worden. Weder Botschaft
noch Anwalt oder Familie habe er kontaktieren dürfen. Erst Ende Mai
wurde El-Masri nach seinen Angaben per Flugzeug nach Albanien
gebracht. Gleich nach seiner Rückkehr verständigte er seinen Anwalt
Manfred Gnjidic, der Auswärtiges Amt und Bundeskanzleramt von dem
Bericht seines Mandanten in Kenntnis setzte.
Der Münchner Staatsanwalt Martin Hofmann sagte dem Tagesspiegel,
El- Masris Schilderungen konnten bis zum erzwungenen Verlassen des
Busses an der serbisch-mazedonischen Grenze bestätigt werden. Für
weitere Ermittlungen in Mazedonien habe das Bundeskriminalamt die
dortigen Behörden kontaktiert. Es gebe, so Hofmann, derzeit „keinen
Anhaltspunkt, dass Herr El-Masri eine Lügengeschichte erzählt".
Inhaltliche Rückfragen richten Sie bitte an:
Der Tagesspiegel, Ressort Politik, Tel. 030/26009-389
ots-Originaltext: Der Tagesspiegel

Rückfragen bitte an:

Der Tagesspiegel
Thomas Wurster
Chef vom Dienst
Telefon: 030-260 09-419
Fax: 030-260 09-622
Email: thomas.wurster@tagesspiegel.de

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