Der Tagesspiegel: IG BCE-Chef Schmoldt zu DIHK-Chef Braun: "Längere Arbeitszeit ist dummes Zeug"
Berlin (ots)
Der Vorsitzende der IG Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE), Hubertus Schmoldt, hat sich deutlich von Forderungen nach einer flächendeckend längeren Arbeitszeit distanziert. "Eine generelle Arbeitszeitverlängerung ist und bleibt dummes Zeug. Wenn das sinnvoll wäre, würden viel mehr Unternehmen von entsprechenden Möglichkeiten Gebrauch machen. Aber in der Chemieindustrie nutzen zum Beispiel nur 13 Prozent der 1800 Betriebe die insgesamt 14 Flexibilisierungsinstrumente, die der Tarifvertrag erlaubt", sagte Schmoldt dem Tagesspiegel (Dienstagsausgabe). Der Gewerkschafter reagierte damit auf Äußerungen von DIHK-Präsident Ludwig Georg Braun, der jüngst eine Wochenarbeitszeit von mindestens 40 Stunden angeregt hatte. "Herr Braun setzt eine ideologische Debatte fort", sagte Schmoldt. Zwar "müssen wir hier und da über die Arbeitszeit reden, wenn die Firmen in einem reinem Lohnwettbewerb etwa zu Betrieben in Tschechien oder Polen stehen". Aber das löse die Probleme in Deutschland nicht dauerhaft. "Wir können keinen Lohnwettbewerb mit diesen Ländern gewinnen. Unsere Zukunft hängt von Innovationen ab", sagte Schmoldt dem Tagesspiegel.
Zu den umstrittenen Sozialreformen und dem Widerstand der Gewerkschaften sagte Schmoldt, "die Gewerkschaften müssen wieder das sein, was sie über Jahrzehnte waren: Reformmotor der Gesellschaft." Dazu müssen wir uns in die Auseinandersetzung begeben, um sozial gerechte Reformen mitgestalten zu können." Inzwischen sei auch innerhalb des Gewerkschaftslager "die Einschätzung weiter verbreitet, dass wir uns konstruktiv einbringen müssen, wenn wir etwas erreichen wollen. Wer im Abseits steht, hat keine Gestaltungsmöglichkeit", sagte Schmoldt dem Tagesspiegel. Im vergangenen Jahr hatte es vor allem zwischen Schmoldt und dem IG- Metall-Vorsitzenden Jürgen Peteres Differenzen über den Umgang mit der rot-grünen Regierungspolitik gegeben.
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