Der Tagesspiegel: Ökonomen erwarten vom G-8-Gipfel kaum Erfolg HWWA-Präsident Straubhaar: "Dass dort die Weichen gestellt werden für mehr Wachstum und Beschäftigung, ist eine Illusion"
Berlin (ots)
Das G-8-Gipfeltreffen der führenden Industriestaaten in der kommenden Woche dürfte in seiner jetzigen Form erfolglos bleiben. Diese Einschätzung äußerten Ökonomen im Gespräch mit dem "Tagesspiegel am Sonntag". "Dass dort die Weichen gestellt werden für mehr Wachstum und Beschäftigung, ist eine Illusion", sagt Thomas Straubhaar, Präsident des Hamburgischen Welt-Wirtschafts- Archivs (HWWA). Wer den armen Ländern helfen wolle, solle erst einmal seine nationalen Zollschranken abbauen, "dafür machen Gipfel keinen Sinn". Zudem gebe es einen Trend zur Re-Nationalisierung der Wirtschaftspolitik, daher hätten Gipfel nur wenig Aussicht auf Erfolg.
Auch Rolf Langhammer, Vizepräsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW), kritisierte das Gipfeltreffen. "In Schottland sitzen die Falschen am Tisch. Der Gipfel repräsentiert die wirtschaftliche Macht von gestern." Italien, Frankreich oder Deutschland gehörten gegenwärtig nicht mehr zu den einflussreichsten Wirtschaftsnationen. "Das wird sich auf dem Gipfel nicht übertünchen lassen." Die Beschlüsse des Gipfels dürften von den aufstrebenden Ländern kaum Ernst genommen werden.
Die Zeit der Gipfel mit viel Aufwand und wenig Ertrag sei vorüber, finden die Ökonomen. "An Stelle der G-8 müsste es ein neues Gremium für Weltwirtschaftsfragen geben, bei dem alle relevanten Kräfte vertreten sind - ähnlich wie bei der WTO", empfahl IfW-Mann Langhammer. Auch HWWA-Experte Straubhaar empfiehlt, dass es in den großen Handelsblöcken Wirtschaftsregierungen gebe, die die die komplizierten Detailfragen lösen.
Der Präsident der französischen globalisierungskritischen Attac- Vereinigung, Jacques Nikonoff, ist nicht per se gegen den G-8- Gipfel. Allerdings kritisiert er die Politik der Regierungschefs. "Die G-8-Länder begünstigen systematisch multinationale Firmen", findet er.
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