Der Tagesspiegel: Hohe Strompreise in Deutschland gefährden Milliardeninvestitionen in Chemie- und Papierindustrie
Berlin (ots)
Wegen der hohen Strompreise in Deutschland steht in der Chemieindustrie eine Milliardeninvestition auf der Kippe. "Unsere Vorhaben sind nur realisierbar, wenn die Strompreise im nächsten halben Jahr deutlich sinken", sagte Hans-Peter Kramer, Geschäftsführer des Chemieunternehmens Ineos Chlor Atlantik, dem "Tagesspiegel am Sonntag". Konkret gehe es dabei um den Chemiestandort Wilhelmshaven, den der britische Mutterkonzern Ineos für knapp eine Milliarde Euro ausbauen wollte. "Daran hängen 300 direkte und 1000 indirekte Arbeitsplätze", sagte Kramer.
Im Mai hatte das Unternehmen mit dem niedersächsischen Ministerpräsidenten Christian Wulff (CDU) eine gemeinsame Erklärung zur Erweiterung des Standorts Wilhelmshaven unterschrieben. "Eigentlich sind wir mit allen Planungen durch", sagte Geschäftsführer Kramer. "Es hängt jetzt nur noch an der Stromfrage."
Auch der norwegische Papierhersteller Norske Skog sieht sein Engagement in Deutschland gefährdet. "Bleiben die Energiepreise dauerhaft auf dem derzeitigen Niveau, hat unser Werk in Walsum keine Perspektive", sagte Martin Schröder, der bei dem Unternehmen für die Energiebeschaffung zuständig ist. In dem nordrhein-westfälischen Werk sind rund 600 Mitarbeiter beschäftigt. "Wenn wir Tiere wären, würde man von einer bedrohten Art sprechen", sagte Schröder. Rund 25 Prozent der Gesamtkosten in der Papierindustrie entfielen auf den Strompreis. Allein in diesem Jahr sei die Stromrechnung des Unternehmens um 30 Prozent gestiegen.
Erst vor Kurzem hatte die Aluminiumindustrie wegen der hohen Strompreise mit Konsequenzen gedroht. So will der norwegische Konzern Norsk Hydro seine Hütte im norddeutschen Stade und Teile der Hamburger Aluminium-Werke (HAW) schließen. Auch der britisch- niederländische Aluminiumhersteller Corus erwägt wegen der Energiepreise einen Rückzug aus Deutschland.
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