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Der Tagesspiegel: Inlandspresse/ "Der Tagesspiegel" aus Berlin meint zu Steven Spielbergs neuem Film "München":

Berlin (ots)

Steven Spielberg ging es mit seinem Film "München"
auch darum, eine Parallele zwischen den israelischen 
Vergeltungsschlägen nach dem Massaker 1972 und dem  amerikanischen 
Antiterrorkampf unserer Tage zu ziehen. Möglicherweise liegt hier die
Ursache für die historischen und moralischen Unschärfen des Films. 
Denn tatsächlich sind die Möglichkeiten der USA heute weit größer als
es die der Israelis je waren, Terroristen vor ein ordentliches 
Gericht zu stellen. Inzwischen kooperieren ja sogar arabische Staaten
im Kampf gegen Al Qaida, Israel hingegen konnte sich nach dem 
Massaker 1972 nicht einmal auf die Deutschen verlassen: Statt die 
überlebenden drei Attentäter vor Gericht zu stellen wurden sie zwei 
Monate später wieder freigelassen. Eine Politik des Appeasement, die 
in Europa schon vor München begonnen hatte: Verhaftete Geiselnehmer 
wurden prompt wieder laufen gelassen, wenn die nächste 
Flugzeugentführung kam. Später ging man in ganz Europa dazu über, 
arabische Terroristen sofort in den Orient auszufliegen, um sich gar 
nicht erst Ärger einzuhandeln. Wer also in den nächsten Wochen aus 
Spielbergs Film kommt und sich über Israel moralisch empört, sei 
darauf hingewiesen, dass es deutsche Unfähigkeit war, die die 
Ermordung der israelischen Sportler begünstigte und dass es deutsche 
Unmoral war, die die juristische Verfolgung zumindest der 
überlebenden Attentäter verhinderte. Und dass die laxe Haltung der 
Europäer gegenüber arabischen Terroristen diese damals geradezu 
ermuntert hatte, ihre Strategien weiterzuverfolgen.
Wie Alan Dershowitz vorgerechnet hat, waren Ende 1975 von 204 
Terroristen, die zwischen 1968 bis 1975 außerhalb des Nahen und 
Mittleren Ostens verhaftet wurden, nur noch drei im Gefängnis. Die 
Israelis hatten also gar keine realistische Chance, die am Attentat 
Beteiligten in Europa oder anderswo bestraft zu sehen. Eine Realität,
die Spielberg ausblendet.

Rückfragen bitte an:

Der Tagesspiegel
Chef vom Dienst
Thomas Wurster
Telefon: 030-260 09-419
Fax: 030-260 09-622
thomas.wurster@tagesspiegel.de

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