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Der Tagesspiegel: Sachsen-Anhalt: Behindertes Opfer rechter Gewalt erneut zusammengeschlagen

Berlin (ots)

Er war schon ein Opfer rechter Gewalt und hat
bleibende Schäden erlitten, jetzt hat es ihn wieder getroffen. Der 
Punk Ricco R., dem Ende Juli 2005 in Zerbst ein Auge ausgeschlagen 
wurde, ist am Samstagabend nur wenige Kilometer  entfernt erneut  
verprügelt  worden. Der 17-Jährige habe bei dem Angriff in 
Zernitz-Strinum einen Zahn verloren und Rippenprellungen erlitten, 
hieß es am Sonntag in Sicherheitskreisen. Und: Einige Muster der Tat 
vom vergangenen Sommer, die über Sachsen-Anhalt hinaus Empörung 
hervorrief, hätten sich offenbar wiederholt.
Genauso wie im Juli 2005 sei Ricco R. wieder auf einem Heimatfest 
attackiert worden, sagten Sicherheitsexperten dem Tagesspiegel. Das 
Motiv scheint ebenfalls identisch gewesen zu sein: Auch Samstagabend 
soll Ricco R. ein T-Shirt mit einer Anti-Nazi-Aufschrift getragen 
haben. Es sei  zu vermuten, dass er deshalb  jetzt wieder von 
Rechtsextremisten attackiert wurde, verlautete aus 
Sicherheitskreisen. Nach Informationen des Tagesspiegels nahm die 
Polizei  einen  alkoholisierten Tatverdächtigen vorläufig   fest. 
Doch die Staatsanwaltschaft  entschied, ihn nach einer Blutentnahme 
freizulassen. Ob der Mann zuvor  als Mitglied der rechten Szene 
aufgefallen war, blieb offen.
Ricco R. hatte sich am Samstag mit Freunden in Zernitz-Strinum 
getroffen. Bei dem Angriff von möglicherweise zwei Schlägern habe 
keiner dem Punk geholfen, berichteten Sicherheitsexperten. Im Dorf 
sei vielmehr zu hören gewesen, "der konnte wieder seine Fresse nicht 
halten". Offenbar habe man in Zernitz-Strinum aufgrund der 
Medienberichte nach dem früheren Vorfall  Ricco R. erkannt. Es sei 
nicht auszuschließen, dass der Punk  auch aus Rache für das harte 
Urteil gegen den damaligen Täter angegriffen wurde, vermuten 
Sicherheitskreise.
Das Landgericht Dessau verurteilte  im Februar den Schläger Nico 
K. zu acht Jahren Haft. Er hatte zugegeben, Ricco R. wegen seines 
T-Shirts mit der Aufschrift "Gegen Nazis" ein Bierglas ins Gesicht 
geschlagen zu haben. Eine Scherbe zerschnitt das   rechte Auge. Die 
Zerbster Polizei ließ in der Tatnacht Nico K. nur Blut entnehmen, 
dann kam er frei - und schlug bei der Zugfahrt nach Hause einem 
Passagier ins Gesicht.
Nach der Gewalttat von Samstagabend wurde Ricco R. von Polizisten 
befragt. Sie entdeckgten ihn in einem Feld, in dem er sich aus Angst 
vor weiteren Angriffen versteckt hatte. Später holte die   Mutter von
R. ihn ab, hieß es in Sicherheitskreisen.
Ricco R. und seine Familie hatten nach der Attacke vom Juli 2005 
Zerbst verlassen, weil sie sich dort nicht sicher fühlten. Jetzt 
traute sich der Punk wieder, Freunde zu besuchen. Dass Ricco R. nun 
erneut Gewalt erlitt, veranlasste  Sicherheitskreise  vor dem 
Hintergrund der bundesweiten Diskussion über Brennpunkte rechter 
Gewalt zu der Bemerkung, die Region Zerbst entwickle sich offenbar 
"zu einer no-go-area".

Rückfragen bitte an:

Der Tagesspiegel
Chef vom Dienst
Thomas Wurster
Telefon: 030-260 09-419
Fax: 030-260 09-622
cvd@tagesspiegel.de

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