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Der Tagesspiegel: EZB-Präsident tritt für niedrige Lohnabschlüsse ein - Höhere Mehrwertsteuer kein Problem - Weitere Strukturreformen in Deutschland nötig

Berlin (ots)

Trotz des Aufschwungs tritt der Präsident der
Europäischen Zentralbank (EZB), Jean-Claude Trichet, für weiterhin 
niedrige Lohnabschlüsse ein. "Die Tarifpartner sollten nicht 
vergessen, dass die Arbeitslosigkeit sich in Europa auf zu hohem 
Niveau bewegt", sagte er dem Tagespiegel (Montagausgabe) in einem 
Interview. "Wenn wir nachhaltiges Wachstum und Arbeitsplätze schaffen
wollen, ist ein hohes Niveau an Verantwortlichkeit nötig."
Die bevorstehende Mehrwertsteuererhöhung bewertete Trichet als 
nicht besonders negativ. Zwar werde das Wirtschaftswachstum nun etwas
gebremst. "Aber es gibt nicht mehr viele, die denken, dass das der 
deutschen Volkswirtschaft - und damit der europäischen 
Volkswirtschaft - sehr schwer schaden wird." Etabliert sei inzwischen
die Auffassung, "dass es im laufenden Quartal dieses Jahres einen 
kleinen Hügel geben wird und so eine Art kleines Tal im ersten 
Quartal des nächsten Jahres". Ohnehin komme die 
Mehrwertsteuererhöhung nicht überraschend und fließe seit langem in 
die Prognosen der EZB ein.
Der Notenbankchef hob als positiv hervor, dass Deutschland jetzt 
wieder die Maastricht-Kriterien erfüllt, forderte aber weitere 
Strukturreformen. Zwar habe etwa das verarbeitende Gewerbe in 
Deutschland Fortschritte bei den Kosten gemacht, dieser Prozess müsse
aber weiter gehen. "Das Ziel ist, flexibel zu werden, sich an eine 
Umgebung anzupassen, die sich sehr schnell verändert. Das ist wichtig
für Deutschland, die wichtigste Volkswirtschaft Europas", sagte 
Trichet.
Allerdings stelle er auch fest, dass einige Kenndaten der Eurozone
besser seien als gemeinhin wahrgenommen, etwa was die Schaffung von 
Arbeitsplätzen angehe. "Verstehen Sie mich nicht falsch: Das soll 
nicht heißen, dass wir genug Reformen gemacht haben. Es soll heißen: 
Wir sollten nicht entmutigt sein. Wir haben die Fähigkeit, Reformen 
umzusetzen, und sie zahlen sich aus", sagte Trichet.
Inhaltliche Rückfragen richten Sie bitte an:
Der Tagesspiegel, Ressort Wirtschaft, Telefon 030/26009-260

Pressekontakt:

Der Tagesspiegel
Chef vom Dienst
Thomas Wurster
Telefon: 030-260 09-308
Fax: 030-260 09-622
cvd@tagesspiegel.de


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