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Der Tagesspiegel: Kurnaz' Freund als Islamist verdächtigt

Berlin (ots)

Deutschen Sicherheitsbehörden sind nach
Informationen des "Tagesspiegel" (Mittwochausgabe) während der 
Guantanamo-Haft von Murat Kurnaz weitere Hinweise bekannt geworden, 
die den Terrorverdacht gegen den Bremer Türken verstärkt haben. 
Kurnaz war im Herbst 2001 nach Pakistan gereist, dort festgenommen 
und von den USA über vier Jahre in Guantanamo festgehalten worden. 
Sein Gefährte Selcuk Bilgin, der bei der vorgesehenen gemeinsamen 
Ausreise wegen einer nichtbezahlten Geldstrafe am Frankfurter 
Flughafen festgenommen worden war, sagte ein Jahr später einem 
Deutsch-Libanesen namens Ali T. in der Bremer Abu-Bakr-Moschee, 
Kurnaz "nach Afghanistan geschickt" zu haben. Kurnaz bestreitet bis 
heute, dass Afghanistan sein Ziel war. Auch der Bruder von Selcuk 
Bilgin hatte nach dessen Festnahme erklärt, Selcuk wollte nach 
Afghanistan und gegen die Amerikaner kämpfen. Später nahm er die 
Aussage teilweise zurück.
Der BND-Untersuchungsausschuss prüft, ob die frühere rot-grüne 
Bundesregierung Kurnaz 2002 zu Recht als Sicherheitsrisiko einstufte 
und eine Einreisesperre gegen ihn verhängte. Die Opposition hält die 
Verdachtsmomente für konstruiert und nicht tragfähig.
Die belastende Aussage von Kurnaz' verhindertem Reisegefährten 
Bilgin wurden im Zuge von Ermittlungen gegen den Deutsch-Libanesen 
aus Bremen bekannt. Dieser hatte im April 2003 in seiner Heimatstadt 
einen Reisebus entführt. Der damals 17-jährige Ali T. forderte die 
Freilassung von vier Al-Qaida-Mitgliedern, darunter Ramzi Binalshibh,
einem der Planer der Anschläge vom 11. September. Er drohte mit der 
Erschießung der Geiseln und der Explosion einer giftigen Bombe. Zuvor
hatte er einen Abschiedsfilm aufgenommen, in dem er ankündigte, für 
den Dschihad zu sterben. Die Polizei beendete die Entführung 
unblutig.
Bei der Auswertung der Verhöre von T. kam das Landeskriminalamt 
(LKA) Bremen im Mai 2003 zum Schluss, er sei durch Selcuk Bilgin im 
Umfeld der Bremer Abu-Bakr-Moschee radikalisiert worden. Bilgin habe 
T. versprochen, "ihn in Tschetschenien, Pakistan oder Afghanistan als
Kämpfer ausbilden zu lassen", heißt es in einer zusammenfassenden 
LKA-Bewertung, die dem "Tagesspiegel" vorliegt. Demnach zeigte Bilgin
dem späteren Entführer islamistische Werbevideos und sagte ihm, die 
Trainingscamps habe Osama bin Laden finanziert. Laut 
Vernehmungsprotokoll der Polizei sagte der Entführer: "Selcuk 
erzählte mir auch, dass er schon einmal einen jungen Mann in den 
Dschihad nach Afghanistan geschickt hatte. Es war der Murat Kurnaz."
Die Polizisten hegten den Verdacht, Bilgin sei "vom vorgesehenen 
Kämpfer zum Anwerber/Logistiker aufgestiegen". Das 
Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft Bremen gegen Bilgin wegen
des Verdachts der Bildung einer kriminellen Vereinigung war jedoch im
Oktober 2002 eingestellt worden. Auch der Generalbundesanwalt stellte
seine Ermittlungen gegen ihn ein. Laut T. spielte bei seiner 
Radikalisierung auch der islamistische Vorbeter der Abu-Bakr-Moschee,
Ali Miri, eine zentrale Rolle. Miri hatte zudem nach Aussagen von 
Kurnaz' Mutter starken Einfluss auf ihren Sohn. Die Busentführung 
hatte T. nach Überzeugung der Ermittler aber selbstständig 
vorbereitet. Er wurde im September 2003 zu zwei Jahren auf Bewährung 
verurteilt.

Pressekontakt:

Der Tagesspiegel
Chef vom Dienst
Thomas Wurster
Telefon: 030-260 09-308
Fax: 030-260 09-622
cvd@tagesspiegel.de


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