Der Tagesspiegel: SPD uneins über Ethikrats-Vorstoß zu Organspenden
Berlin (ots)
In der SPD hat der Vorstoß des Nationalen Ethikrats zu einer gesetzlichen Neuregelung für mehr Organspenden unterschiedliche Reaktionen hervorgerufen. Der Gesundheitspolitiker Wolfgang Wodarg (SPD) warnte vor dem Eindruck, die Menschen mit der empfohlenen Einschränkung des Selbstbestimmungsrechts "austricksen" zu wollen. Mehr Spenderorgane erhalte man nur, wenn jeder wisse, dass damit kein Missbrauch betrieben werde, sagte er dem Berliner "Tagesspiegel" (Donnerstagsausgabe). Die SPD-Gesundheitspolitikerin Carola Reimann hingegen nannte den Vorstoß einen "Impuls, den wir aufgreifen sollten". Es gehe darum, dass sich jeder für oder gegen Organspende erkläre. "Das muss man abfordern", sagte Reimann dem Tagesspiegel. "Man kann nicht beklagen, dass so viele auf den Wartelisten sterben und gleichzeitig alles so weiter laufen lassen."
Der Chef des Klinikärzteverbands Marburger Bund, Frank-Ulrich Montgomery, nannte den Éthikrats-Vorstoß zwar nachvollziehbar, aber politisch aussichtslos. Es sei der "falsche Weg", wenn sich jeder, der seine Organe nicht spenden wolle, dazu bekennen müsse. Stattdessen müsse man Überzeugungsarbeit leisten, die Organentnahme entbürokratisieren und dafür auch mehr Geld bereitstellen, sagte Montgomery dem Tagesspiegel. Bisher könnten gerade kleine Kliniken den hohen logistischen Aufwand für Organentnahme kaum vorhalten, "das lohnt sich für sich die nicht". Daran änderten auch mehr Transplantationsbeauftragte in den Kliniken wenig.
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