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Der Tagesspiegel: Zentralrat der Juden übt massive Kritik an Fehlverhalten der Polizei in Sachsen-Anhalt

Berlin (ots)

Berlin/Magdeburg - Nachdem sich die Polizei in
Sachsen-Anhalt erneut bei der Bekämpfung rechtsextremer Kriminalität 
ein schweres Versäumnis geleistet hat, äußert der Zentralrat der 
Juden in Deutschland massive Kritik. Das Verhalten der Beamten beim 
Überfall von Neonazis auf junge Theaterschauspieler in Halberstadt 
sei "erschreckend", sagte der Generalsekretär des Zentralrats, 
Stephan J. Kramer, am Montag dem Tagesspiegel. Er habe nicht den 
Eindruck, dass sich die Polizei in Sachsen-Anhalt darüber klar ist, 
"dass eine Bewusstseinsänderung dringend notwendig ist", betonte 
Kramer. In der Nacht zu Sonnabend hatten Beamte einen 
polizeibekannten rechtsextremen Schläger, der an dem brutalen Angriff
auf die Schauspieler beteiligt war, nur überprüft und dann wieder 
laufengelassen.
  Obwohl die Landesregierung unter dem Motto "Hingucken!" eine 
lobenswerte Kampagne gegen den Rechtsextremismus intiiert habe, 
"vermisse ich die längst überfällige Aufklärungsarbeit in der 
Polizei", sagte Kramer. Er wolle die Beamten nicht pauschal als 
rechts abstempeln, doch offenkundig gebe es in der Polizei von 
Sachsen-Anhalt ein "strukturelles Problem". Kramer verwies auf 
weitere Vorfälle, bei denen Beamte versagt hatten. So ließen Beamten 
vor zwei Jahren in Zerbst einen rechten Schläger laufen, der einem 
Punk ein Auge ausgeschlagen hatte. Der Täter griff am selben Abend 
ein weiteres Opfer an. Im Oktober 2006 blieb die Polizei passiv, als 
sie von einem geplanten rechtsextremen Überfall auf Linke in Gerwisch
erfuhr. Der Angriff geschah und die ersten Beamten, die am Tatort 
eintrafen, schlossen sich in ihrem Streifenwagen ein. Im Mai dieses 
Jahres wurde nach Recherchen des Tagesspiegels bekannt, dass der 
Vizechef der Polizeidirektion Dessau drei untergebene Staatsschützer 
aufgefordert haben soll, weniger intensiv gegen rechtsextreme 
Kriminalität zu ermitteln. Der Spitzenbeamte soll sich auch 
verächtlich über die "Hingucken!"-Kampagne geäußert haben.
Die Informationen stehen Ihnen bei Nennung der Quelle Tagesspiegel
zur Verfügung.
Frank Jansen

Pressekontakt:

Der Tagesspiegel
Chef vom Dienst
Thomas Wurster
Telefon: 030-260 09-308
Fax: 030-260 09-622
cvd@tagesspiegel.de


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