Gesellschaft für bedrohte Völker e.V. (GfbV)
Nordkorea: Zurückgeschobener Atomwissenschaftler nimmt sich das Leben - Menschenrechtler fordern mehr Engagement für Flüchtlinge
Nach Nordkorea abgeschobener Atomwissenschaftler begeht Selbstmord - Mehr Einsatz für Nordkorea-Flüchtlinge gefordert - Katastrophale Menschenrechtslage nicht ignorieren!
--- Göttingen, den 29. Dezember 2017 --- Angesichts der anhaltenden Diskussionen um Nordkoreas Raketen-Programm hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) mehr Engagement für Menschenrechte und Flüchtlinge aus dem totalitär regierten Land gefordert. "Es ist absurd, dass Nordkorea international als Paria gilt und trotzdem Flüchtlinge dorthin abgeschoben werden. Diese Menschen fliehen vor Verbrechen gegen die Menschlichkeit und müssten Schutz bekommen. Doch sie werden an ihre Verfolger ausgeliefert und ihnen drohen Folter, Arbeitslager oder langjährige Haft", sagte der GfbV-Direktor Ulrich Delius am Freitag in Göttingen. Am Donnerstag war bekannt geworden, dass sich ein aus Nordkorea geflohener Atomwissenschaftler das Leben genommen hat, nachdem er aus China in seine Heimat abgeschoben und dort inhaftiert worden war.
"Eine Flucht aus Nordkorea wird immer schwieriger und lebensgefährlicher, weil China systematisch alle aufgegriffenen Flüchtlinge völkerrechtswidrig in ihre Heimat abschiebt und systematisch gegen Fluchthelfer vorgeht", kritisierte Delius. Allein zwischen Juli und November 2017 wurden 62 nordkoreanische Flüchtlinge in China aufgegriffen und meist innerhalb weniger Tage abgeschoben.
China verweigert den aus ihrem Partnerland Geflohenen den "Flüchtlingsstatus" und behandelt sie als Wirtschaftsmigranten. "Doch da Republikflucht in Nordkorea als Verbrechen angesehen wird, ist es unerheblich, ob die Betroffenen wegen der Verweigerung grundlegender Bürgerrechte geflohen sind oder ob sie aus wirtschaftlichen Gründen das Land verließen. In jedem Fall droht ihnen bei einer Rückführung ernste Gefahr für Leib und Leben", sagte Delius.
Der Atomwissenschaftler Hyun Cheol Huh hatte einen Aufenthalt bei Verwandten in der Nähe der Grenze zu China genutzt, um sich über den Fluss Tumen in das Nachbarland zu retten. Dort war er gemeinsam mit anderen Flüchtlingen am 4. November 2017 in der Stadt Shenyang (Provinz Liaoning) festgenommen worden, nachdem ein nordkoreanischer Agent sie an die chinesischen Behörden verraten hatte. Am 17. November wurde Hyun Cheol Huh nach Nordkorea abgeschoben und von der Staatssicherheit in der Stadt Sinuiju in Einzelhaft genommen. Dort nahm er sich das Leben.
China hat in den vergangenen Monaten im Grenzgebiet zu Nordkorea systematisch Fluchthelfer festgenommen. Viele waren koreanische Geistliche. Sie hatten ein ausgeklügeltes System von Fluchtwegen bis ins rettende Laos aufgebaut, um geflohene Nordkoreaner in Sicherheit zu bringen und ihnen von dort eine Ausreise nach Südkorea zu ermöglichen.
Ulrich Delius ist zu erreichen unter Tel. 0160/95671403
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