Gesellschaft für bedrohte Völker e.V. (GfbV)
Indien: Hindu-Nationalisten im Kreuzfeuer der Kritik
Massenproteste in Indien - Dalits beklagen anhaltende Diskriminierung - Indiens Hindu-Nationalisten im Kreuzfeuer der Kritik
--- Göttingen, den 4. Januar 2018 --- Nach Massenprotesten von Dalits in Indien hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) Premierminister Narendra Modi aufgefordert, die anhaltende Diskriminierung dieser besonders benachteiligten Bevölkerungsgruppe engagierter zu bekämpfen und sich von der Gewalt Hindu-nationalistischer Extremisten gegen Minderheiten öffentlich zu distanzieren. "Indien drohen vor den Wahlen im kommenden Jahr unruhige Zeiten, wenn die Übergriffe von Hindu-Nationalisten auf Dalits, Christen und Muslime nicht endlich konsequent bestraft und öffentlich verurteilt werden. Dringend muss der Schutz der Minderheiten in Indien verbessert werden, um Hass-Verbrechen und Übergriffe auf Nicht-Hindu einzudämmen", erklärte der GfbV-Direktor Ulrich Delius am Donnerstag in Göttingen. Hunderttausende Dalits haben in den vergangenen zwei Tagen in Mumbai gegen Übergriffe von Hindu-Nationalisten und für ein Ende ihrer Diskriminierung protestiert. Dabei kam der Verkehr in der Millionen-Metropole weitgehend zum Erliegen.
Ausgelöst wurden die Massenproteste durch den gewaltsamen Tod des 28-jährigen Dalit Rahul Phatangale. Er wurde am 1. Januar 2018 bei einer öffentlichen Gedenkfeier anlässlich des 200. Jahrestages der Schlacht von Bhima-Koregaon im Bezirk der Millionenstadt Pune von mutmaßlichen Hindu-Nationalisten getötet. Bei der Schlacht besiegten Dalits im Jahr 1818 gemeinsam mit britischen Soldaten Angehörige einer höherrangigen Kaste.
Die rund 200 Millionen Dalits, die früher auch "Unberührbare" genannt wurden, hatten große Hoffnungen in den Hindu-nationalistischen Premierminister Modi gesetzt, als er im Mai 2014 sein Amt antrat. Doch ihre Erwartungen auf einen Abbau ihrer Diskriminierung und eine Verbesserung ihrer sozialen Lage erfüllten sich nicht. Neben Benachteiligungen im Schulsystem und bei der Vergabe von Arbeitsstellen gibt es immer mehr rassistisch motivierte Übergriffe von Hindu-Extremisten wie Morde, Vergewaltigungen, Entführungen und Brandschatzungen. Noch immer ist die Arbeitslosigkeit unter Dalits doppelt so hoch wie im Landesdurchschnitt. Ihre wachsende Unzufriedenheit über ihre katastrophale Lage entlädt sich immer häufiger in öffentlichen Protesten. Allein im Bundesstaat Maharashtra gab es im Jahr 2016 fast 60 öffentliche Proteste von Dalits.
Unter Übergriffen von Hindu-Extremisten leiden auch religiöse Minderheiten in Indien. "Christen und Muslime prangern die zunehmende Gewalt immer massiver an. Wenn die indische Regierung diesen Extremismus nicht endlich konsequent eindämmt, droht Asiens größter Demokratie wachsende Instabilität", warnte Delius.
Ulrich Delius ist zu erreichen unter Tel. 0160/95671403.
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