Gesellschaft für bedrohte Völker e.V. (GfbV)
Libyen: Frieden geschlossen - 48.000 Rassismus-Opfer hoffen auf Rückkehr
Libyen: Verfeindete Städte unterzeichnen Friedensabkommen - Rückführung von 48.000 vertriebenen Rassismus-Opfern nach Tawergha gefordert
--- Göttingen, den 5. Juni 2018 --- Nach der Unterzeichnung eines Friedensabkommens zwischen den verfeindeten Städten Misrata und Tawergha in Libyen hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) eine baldige Rückführung der 48.000 vertriebenen dunkelhäutigen Bewohner Tawerghas in ihre Heimatstadt gefordert. "Die monatelangen Auseinandersetzungen um die Rückkehr dieser Rassismus-Opfer zeigen, wie schwer in Libyen die Aussöhnung zwischen Tätern und Gewaltopfern ist", sagte der GfbV-Direktor Ulrich Delius am Dienstag in Göttingen. Ursprünglich war die Rückkehr der früheren Bewohner Tawerghas in ihre zerstörte Stadt am 1. Februar 2018 vorgesehen. Doch bewaffnete Milizionäre hatten die Vertriebenen gewaltsam am Betreten der Stadt gehindert. Rund 2.200 Rückkehrwillige leben seither in Zelten in der umliegenden Wüste.
Das Friedensabkommen wurde nach wochenlangen schwierigen Verhandlungen zwischen Delegationen aus beiden Städten am vergangenen Sonntag unterzeichnet. Die feierliche Zeremonie war zunächst für den Freitag geplant worden, musste jedoch wegen letzter Unstimmigkeiten verschoben werden. "Es ist ein Zeichen der Hoffnung, dass der Streit um Tawergha endlich gelöst scheint", sagte Delius. "Doch nun muss dieses Friedensabkommen auch zügig von allen Seiten umgesetzt werden, damit es kein leeres Papier bleibt. Denn leider enthält auch dieses Abkommen keinen genauen Zeitplan für die Rückführung der Flüchtlinge und den Wiederaufbau der Stadt."
Die jahrelange Verfolgung und Ausgrenzung der Bewohner Tawerghas zeige, wie sehr Warlords, Willkür und Rechtlosigkeit das Leben in Libyen bestimmen, berichtete Delius. Die 48.000 Bewohner der Stadt wurden nach dem Sturz Muammar al Gaddafis im August 2011 vertrieben, weil man sie beschuldigte, den Diktator unterstützt zu haben. Zuvor hatten libysche Soldaten aus Tawergha die Nachbarstadt Misrata beschossen. Vergeblich beteuerten die Bewohner Tawerghas ihre Unschuld. Hunderte wurden von bewaffneten Milizionären verschleppt, gefoltert und ermordet. Der Rest der Bevölkerung wurde aus der Stadt verjagt und suchte zum Teil auch im Ausland Schutz. So lebt eine Gruppe ehemaliger Bewohner Tawerghas in Sachsen.
"Tawergha ist ein Mahnmal für den seit Jahren grassierenden Rassismus in Libyen. Denn ausgegrenzt wurden die Bewohner dieser Stadt vor allem wegen ihrer dunklen Hautfarbe in der überwiegend arabisch geprägten Region", berichtete Delius. "Ihre vermeintliche Unterstützung Gaddafis wurde als Vorwand benutzt, um diese ganze Gruppe libyscher Staatsbürger zu diskriminieren und zu verfolgen".
Ulrich Delius ist zu erreichen unter Tel. 0160/95671403
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