All Stories
Follow
Subscribe to Gesellschaft für bedrohte Völker e.V. (GfbV)

Gesellschaft für bedrohte Völker e.V. (GfbV)

Äthiopien
Eritrea: Grenzanerkennung gefährdet Diktator Afewerki

Entspannung im Horn von Afrika: Äthiopien erkennt Grenzverlauf an - Diplomatischer Triumph für Eritrea könnte Diktator Afewerki gefährden

--- Göttingen, den 6. Juni 2018 --- Als bedeutenden Schritt zu mehr Frieden im Horn von Afrika hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) Äthiopiens Bereitschaft bezeichnet, den Grenzverlauf Eritreas anzuerkennen. "Nach so viel Leid und Tod wird die Zivilbevölkerung in Eritrea und Äthiopien diese Entscheidung feiern. Doch der diplomatische Triumph für sein Land könnte für Eritreas Diktator Isaias Afewerki selbst einschneidende Folgen haben und ihn seine Macht kosten. Denn wenn der Kleinstaat nicht mehr im latenten Kriegszustand zum großen Nachbarn Äthiopien lebt, lassen sich der aufgeblähte Militärapparat, Zwangsrekrutierungen und der zeitlich unbegrenzte Militärdienst auch nicht mehr rechtfertigen", erklärte der GfbV-Direktor Ulrich Delius am Mittwoch in Göttingen. So dürfte der Druck auf den Alleinherrscher zunehmen, in seinem Land endlich demokratische Reformen zuzulassen und Menschenrechte zu respektieren. Die Flucht vor dem Militärdienst ist einer der Hauptgründe, weshalb Eritreer die größte Gruppe unter den Bootsflüchtlingen in Italien sind.

Äthiopiens Regierung hatte am Dienstagabend angekündigt, den Spruch des Internationalen Schiedsgerichtshofes in Den Haag aus dem Jahr 2002 nun doch anzuerkennen. Das Gericht hatte damals den Grenzverlauf zugunsten Eritreas bestätigt. Beide Staaten hatten zwischen den Jahren 1998 und 2000 einen blutigen Grenzkrieg geführt, der mindestens 100.000 Menschenleben kostete. Im Vertrag von Algier hatten sie sich im Jahr 2000 verpflichtet, einen Schiedsspruch der neutralen Instanz anzuerkennen. Doch Äthiopien hatte sich später geweigert, ihn zu respektieren.

"Für Eritrea ist Äthiopiens Einlenken ein großer Sieg, denn die internationale Staatengemeinschaft hatte sich mit Rücksicht auf Äthiopiens strategische und politische Bedeutung geweigert, die Anerkennung des Schiedsspruchs von der Regierung in Addis Abeba einzufordern", berichtete Delius. Stattdessen wurde Eritrea immer mehr stigmatisiert und zum Pariah im Horn von Afrika erklärt. "Eritreas Diktator dürfte dies gar nicht so unrecht gewesen sein. Er konnte behaupten, sein Land sei Opfer internationaler Verschwörungen, und der Bevölkerung wegen der latenten Kriegsgefahr Menschenrechte verweigern." Nun dürfte der Druck auf Afewerki wachsen, seine mehr als 200.000 Mann starke Armee zu verkleinern.

Ulrich Delius ist zu erreichen unter Tel. 0160/95671403

Gesellschaft für bedrohte Völker
Postfach 2024, 37010 Göttingen
Tel. +49 (0)551 499 06-25, Fax +49 (0)551 58028 
presse@gfbv.de - www.gfbv.de/
More stories: Gesellschaft für bedrohte Völker e.V. (GfbV)
More stories: Gesellschaft für bedrohte Völker e.V. (GfbV)
  • 05.06.2018 – 09:24

    Libyen: Frieden geschlossen - 48.000 Rassismus-Opfer hoffen auf Rückkehr

    Libyen: Verfeindete Städte unterzeichnen Friedensabkommen - Rückführung von 48.000 vertriebenen Rassismus-Opfern nach Tawergha gefordert Nach der Unterzeichnung eines Friedensabkommens zwischen den verfeindeten Städten Misrata und Tawergha in Libyen hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) eine baldige Rückführung der 48.000 vertriebenen ...

  • 04.06.2018 – 10:33

    WM: Ehrentribüne muss leer bleiben - Politiker sollten nicht nach Russland reisen!

    Deutsche Politiker sollten nicht zur Fußball-WM nach Russland reisen: Putins Verbrechen nicht verharmlosen! - Nach Besetzung der Krim und Abschuss von MH 17 muss Ehrentribüne leer bleiben! Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) fordert Deutschlands Politikerinnen und Politiker auf, nicht zur Fußball-Weltmeisterschaft nach Russland zu reisen. "Der russische ...

  • 01.06.2018 – 09:30

    Spanien: Nach Abwahl von Rajoy Hoffnung auf Lösung der Katalonienfrage

    Abwahl von Spaniens Ministerpräsident Rajoy steht bevor: Hoffnung auf Lösung der Katalonien-Krise - Freiheit für Puigdemont? Die bevorstehende Abwahl von Spaniens Ministerpräsident Mariano Rajoy bietet nach Auffassung der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) die Chance, dass endlich Bewegung in die Katalonien-Frage kommt und ein glaubwürdiger Dialog ...