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Kritik an geplanter Umsiedlung von Rohingya auf Gefängnis-Insel

Zwangsumsiedlung verletzt Menschenrechte und schürt Konflikte Mega-Projekt wird Hilfe für Flüchtlinge erschweren

---- Göttingen, den 12. Oktober 2018 ---- Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat die Pläne Bangladeschs scharf kritisiert, 100.000 geflüchtete Rohingya zwangsweise auf eine unbewohnte Insel umzusiedeln. "Die geplante Zwangsumsiedlung ist zynisch und unmenschlich und wird das Leid der schwer traumatisierten Frauen und Kinder nur weiter verstärken", erklärte der GfbV-Direktor Ulrich Delius. Nach dem Motto "Aus den Augen, aus dem Sinn", dürften die Geflüchteten nicht buchstäblich ins Meer gekippt werden, um von ihrem dramatischen Schicksal abzulenken. "Wenn sie erst einmal auf der abgesperrten Insel leben, dürfte es noch schwerer werden, internationale Unterstützung für ihre humanitäre Versorgung und für eine politische Lösung der Rohingya-Krise zu mobilisieren", sagte Delius. Schon heute seien nur 39 Prozent des akuten Bedarfs an humanitärer Hilfe für die Rohingya durch Zusagen internationaler Geberländer gedeckt.

Bangladeschs Regierung will im November 2018 die ersten 25.000 Flüchtlinge auf die Insel Bhasan Char im Golf von Bengalen umsiedeln. Ursprünglich wollte Premierministerin Sheikh Hasina am 4. Oktober 2018 das neue Mega-Lager für Flüchtlinge einweihen. Offiziell wurden Termingründe vorgeschoben, um die Verschiebung der Einweihung zu begründen. Doch hinter den Kulissen gibt es massive Auseinandersetzungen über das umstrittene Projekt, das Hilfs- und Menschenrechtsorganisationen seit Jahren kritisieren.

Die nur 7,7 Quadratkilometer große Insel ist rund 30 Kilometer vom Festland entfernt. Für 278 Millionen US-Dollars hat die Marine Bangladeschs die Insel hergerichtet und Massen-Unterkünfte für die Geflüchteten errichtet. Ausländische Geberländer waren nicht bereit, das umstrittene Projekt finanziell zu unterstützen. Die großen Hallen zur Unterbringung der Geflüchteten befinden sich auf einer Fläche von rund 1,5 Quadratkilometern. "Es ist absurd und unmenschlich, was die Planer konzipiert haben. Während in New York City 11.000 Menschen pro Quadratkilometer leben, sollen auf Bhasan Char zukünftig rund 67.000 Geflüchtete pro Quadratkilometer untergebracht werden. So sind Konflikte vorprogrammiert", warnte Delius.

Da die Insel regelmäßig bei Wirbelstürmen vom Meer überflutet wird, erbaute die Marine einen drei Meter hohen Schutzwall um das Eiland. Das 2013 zum Naturschutzgebiet erklärte Eiland ist laut einem Untersuchungsbericht der Naturschutzbehörde nicht zur Besiedlung geeignet. Rund 52 Prozent der Rohingya-Flüchtlinge in Bangladesch sind Kinder und Jugendliche. "Dieses wahnwitzige Projekt wird nur Hoffnungslosigkeit und Radikalisierung unter den jungen Flüchtlingen fördern", erklärte Delius.

Ulrich Delius ist zu erreichen unter Tel. 0160/95671403

Gesellschaft für bedrohte Völker
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