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Gesellschaft für bedrohte Völker e.V. (GfbV)

Menschenrechtler besorgt über FUNAI-Expedition zu freiwillig isoliert lebendem Volk in Brasilien

Vor wenigen Tagen ist eine Expedition der brasilianischen Behörde für indigene Angelegenheiten FUNAI (Fundação Nacional do Índio) ins Grenzgebiet Brasiliens zu Peru aufgebrochen, um den Kontakt mit einer Gruppe des indigenen Volkes der Korubo zu erzwingen. Dieses Unternehmen ist für alle Beteiligten höchst gefährlich.

--- Göttingen, den 12. März 2019 ---

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) ist in größter Sorge um eine Gruppe des indigenen Volkes der Korubo, die im Reservat Vale do Javari in freiwilliger Abgeschiedenheit lebt. Vor wenigen Tagen ist eine Expedition von etwa 30 Personen in die Region im Grenzgebiet Brasiliens zu Peru aufgebrochen, um den Kontakt mit ihnen zu erzwingen. Neben Mitarbeitern der brasilianischen Behörde für indigene Angelegenheiten FUNAI (Fundação Nacional do Índio), medizinischem Personal und anderen Indigenen sind auch Polizisten und Soldaten dabei. "Nach 22 Jahren bricht die FUNAI mit dem Grundsatz, diese meist sehr kleinen, freiwillig abgeschiedenen Gemeinschaften vor fremden Einflüssen zu schützen", kritisiert Yvonne Bangert, Referentin für Indigene Völker bei der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) dieses für alle Beteiligten höchst gefährliche Unternehmen.

"Die Korubo haben in der Vergangenheit deutlich gezeigt, dass sie keinen Kontakt zur Außenwelt wünschen. Das ist ihr verfassungsmäßig verbrieftes Recht. Sie werden sich notfalls mit Gewalt wehren. Infektionskrankheiten sind sie jedoch schutzlos ausgeliefert - und dadurch in größter Lebensgefahr." Pläne, sie direkt nach einer erzwungenen Kontaktaufnahme zu impfen und damit zu schützen, sind aus Sicht der GfbV wenig realistisch. Wahrscheinlicher sei, dass sie panisch in den Wald flüchten und die für sie tödlichen Krankheitserreger mitnehmen würden. Die Aktion der FUNAI wird Unfrieden und Konflikt in dieses Gebiet zu tragen, in dem mit etwa 20 bis 30 indigene Gruppen zumeist in freiwilliger Abgeschiedenheit leben.

Die FUNAI beruft sich auf einen Hilferuf der indigenen Gruppe der Mastsis, die etwa 20 Kilometer von den Korubo entfernt leben und mehrfach gewaltsame Konflikte mit ihnen hatten. "Die Matsis wurden 1976 kontaktiert, weil das Ölunternehmen Petrobras in ihrem Gebiet bohren wollte. Angesichts der verstärkten Bemühungen der Regierung Bolsonaro, jetzt auch die letzten Rückzugsgebiete in Amazonien wirtschaftlich zu erschließen, wirkt dieser Hilferuf vorgeschoben", so Bangert. "Die FUNAI sollte ihren Job tun und die Korubo konsequent vor jedem unerwünschten Außenkontakt schützen. Die Korubo tun nichts anderes, als sich und ihr Gebiet gegen Eindringlinge zu verteidigen - auch gegen andere Indigene."

Im Zuge des Regierungswechsels wurde die FUNAI per vorläufigem Dekret aus dem Justizministerium herausgelöst. Die Landrechtskompetenzen wurden dem Agrarministerium zugeschlagen, die Behörde selbst dem Ministerium für Frauen, Familie und Menschenrechte. Präsident der FUNAI ist seit 2019 General Franklimberg Ribeiro de Freitas. Er hatte die Behörde bereits von Mai 2017 bis April 2018 geleitet, war dann aber aufgrund von heftiger Kritik der Agrarlobby zurückgetreten: Ihr ging die Öffnung indigener Gebiete für die wirtschaftliche Erschließung nicht schnell genug.

Sie erreichen Yvonne Bangert unter y.bangert@gfbv.de oder 0551 4990614.

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