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Tod eines prominenten politischen Gefangenen in Algerien: Menschenrechtler fordern unabhängige Untersuchung

Gestern verstarb starb der algerische Menschenrechter Dr. Kamel Eddine Fekhar offenbar an den Folgen eines Hungerstreiks. Sein Tod im Gewahrsam der Behörden verdeutlicht die katastrophale Behandlung politischer Gefangener in Algerien und zeigt, dass der nordafrikanische Staat kein sicheres Herkunftsland ist. Die GfbV fordert eine unabhängige Untersuchung der Todesumstände. Der Menschenrechtler war die prominenteste Stimme der rund 300.000 masirischen Mozabiten im Süden Algeriens. Wegen seines Engagements war Fekhar mehrfach für mehrere Jahre in Haft. Sein Tod wird die Spannungen in Algerien weiter anheizen. Zuletzt gab es 2015 schwere Unruhen zwischen einheimischen masirischen Mozabiten und Arabern, die aus anderen Landesteilen in die rohstoffreiche Region zuwanderten.

Nach dem Tod eines der bekanntesten politischen Gefangenen Algeriens erhebt die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) schwere Vorwürfe gegenüber den Behörden. "Der Menschenrechter Dr. Kamel Eddine Fekhar hätte niemals inhaftiert werden dürfen. Sein Tod im Gewahrsam der Behörden macht deutlich, wie katastrophal die Behandlung politischer Gefangener in Algerien ist", erklärte GfbV-Direktor Ulrich Delius am Mittwoch in Göttingen. "Wir fordern eine unabhängige Untersuchung der Todesumstände."

Der Autonomie-Aktivist für die masirische Region des Mzab im Süden Algeriens war seit dem seit dem 31. März 2019 erneut in Haft. Gestern starb er offenbar an den Folgen eines Hungerstreiks. "Sein Tod wird die Spannungen in Algerien weiter anheizen. Sein Fall war ein typisches Beispiel für die Kriminalisierung von unbequemen Menschenrechtlern durch Algeriens Staatsführung. Fekhars Tod zeigt zudem deutlich, dass Algerien kein sicheres Herkunftsland ist, wie die deutsche Bundesregierung behauptet", so Delius.

Sein Tod wird unter den Masiren (Berbern) hohe Wellen schlagen, denn der Menschenrechtler war die prominenteste Stimme der rund 300.000 masirischen Mozabiten im Süden Algeriens. Dort war Dr. Fekhar in Ghardaia, der Hauptstadt des Mzab, inhaftiert. Er wurde offensichtlich zu spät in ein Krankenhaus nach Nord-Algerien verlegt, um seinen Gesundheitszustand zu stabilisieren. Gestern meldete sein Rechtsanwalt seinen Tod, der bei Algeriens politischen Parteien und Menschenrechtsverteidigern Bestürzung auslöste. Fekhar befand sich seit mehr als 50 Tagen im Hungerstreik gegen seine willkürliche Inhaftierung. Seit Wochen wurde vor einer Verschlechterung seines Gesundheitszustandes gewarnt. Die Behörden reagierten sehr zögerlich.

Wegen seines Engagements für die Rechte der Mozabiten war Fekhar mehrfach für mehrere Jahre in Haft. Er war lange für verschiedene algerische Menschenrechtsorganisationen aktiv. Zwischenzeitlich fungierte er als Koordinator der einflussreichen sozialistischen FFS-Partei des Masiren Ait Ahmed.

Das Mzab erlebte zuletzt 2015 schwere Unruhen zwischen einheimischen masirischen Mozabiten und Arabern, die aus anderen Landesteilen in die rohstoffreiche Region zuwanderten. Die Mozabiten und ihr Sprecher Fekhar warfen den Behörden vor, Übergriffe von Arabern gezielt zu ignorieren und eine Politik der Arabisierung zu betreiben. Die in Algeriens Demokratiebewegung einflussreichen Masiren im Mzab und in der Kabylei sehen sich als die indigene Bevölkerung Algeriens. Sie ist nicht-arabisch und besitzt eine eigene Sprache, Kultur und Werte.

Ulrich Delius ist zu erreichen unter u.delius@gfbv.de Tel. 0160/95671403.

Gesellschaft für bedrohte Völker
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