Gesellschaft für bedrohte Völker e.V. (GfbV)
Taiwan in die WHO einbinden: Weltgesundheit geht vor Chinas Machtinteressen
Weltgesundheit geht vor Chinas Machtinteressen:
- GfbV fordert Beobachterstatus Taiwans bei der WHO
- Ausgrenzung schade dem internationalen Kampf gegen Covid-19
- Andere Länder müssten von Taiwans Erfolgen bei der Eindämmung des Virus lernen können
Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) kritisiert den Umgang der Weltgesundheitsorganisation (WHO) mit Taiwan. Die Inselrepublik müsse zumindest einen Beobachterstatus bekommen, damit die Welt von den Erfahrungen des Musterlandes bei der Eindämmung des neuartigen Coronavirus profitieren könne. "Taiwans Ausgrenzung aus der WHO schadet dem internationalen Kampf gegen Covid-19. Die demokratisch gewählte Regierung hat es geschafft, die Zahl der Erkrankten in diesem Hochrisikogebiet niedrig zu halten. Andere Länder sollten von diesen Erfahrungen lernen können", erklärte GfbV-Direktor Ulrich Delius am Dienstag in Göttingen. Taiwans Mitgliedschaft in der WHO scheitert bisher am Widerstand der Volksrepublik China. Diese sieht die Insel als Teil ihres Staatsgebiets an und lehnt jede Berücksichtigung durch die WHO oder andere internationale Organisationen kategorisch ab.
Den Umgang der WHO mit Taiwan findet Delius unwürdig. Statt seine Verdienste bei der Eindämmung der Virus-Erkrankungen als beispielhaft hervorzuheben, werde Taiwan ausgegrenzt und ignoriert. Wie schwer sich die WHO mit der Taiwan-Frage tut, wurde am letzten Samstag deutlich, als der stellvertretende WHO-Generaldirektor Bruce Aylward in einem Interview mit einem Hongkonger Fernsehsender Fragen zu Taiwans Umgang mit der Krise zu überhören versuchte. "Die WHO muss sich nach diesem peinlichen Auftritt ihrer Führung fragen lassen, ob die Weltgesundheit für sie Vorrang hat - oder die Machtinteressen Chinas", so Delius.
Trotz enger Kontakte in die Volksrepublik ist es auf der von 24 Millionen Menschen bewohnten Insel gelungen, dass bislang nur 306 Personen als mit dem Virus infiziert gelten und lediglich fünf Menschen starben. Dazu trug vor allem bei, dass sehr frühzeitig konsequent Reisedaten ausgewertet wurden. So wurden vermutlich Infizierte identifiziert, die sich in der am meisten betroffenen chinesischen Provinz Hubei aufgehalten hatten. Schon während der Ausbreitung des SARS-Virus in den Jahren 2002 und 2003 konnte Taiwan die Zahl der Erkrankungen sehr stark eindämmen und die Zahl der Todesopfer auf vergleichsweise geringe 37 begrenzen.
Taiwan hat sich zwischen den Jahren 1997 und 2008 vergeblich um einen Beobachterstatus in der WHO bemüht. Die GfbV hat diese Versuche immer unterstützt. Als in Taiwan eine China-freundliche Regierung gewählt wurde, lockerte die Volksrepublik ihre Blockadehaltung: Nach langen Verhandlungen ließ sie Taiwan ab 2009 als Beobachter in der WHO zu. Auch Palästina und der Vatikan haben einen entsprechenden Status. Als sich die Beziehungen Chinas zu Taiwan 2016 wieder verschlechterten, wurde der Beobachterstatus wieder entzogen.
Ulrich Delius ist erreichbar unter u.delius@gfbv.de oder 0160/95671403.
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