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Geheimgefängnisse in Afrin: Islamistische Milizen misshandeln Yezidinnen

Übergriffe auf Yezidinnen in Afrin:

  • Arabisch-sunnitische Miliz unterhält geheime Frauengefängnisse in Afrin
  • In Videos und auf Bildern wurden fünf kurdische Frauen erkannt
  • Friedensnobelpreisträgerin Nadia Murad fordert internationale Untersuchung

Die yezidische Community weltweit ist besorgt über das Schicksal ihrer Religionsgemeinschaft in der Region Afrin, die die Türkei seit März 2018 besetzt hält. Während der Kämpfe zwischen rivalisierenden protürkischen islamistischen Gruppen in der vergangenen Woche wurde bekannt, dass die arabisch-sunnitische Hamzat-Miliz geheime Gefängnisse für Frauen in Afrin unterhält. "Daraufhin kursierten in sozialen Medien Bilder von nackten Frauen, die dort festgehalten werden. In Videos und auf Bildern sind fünf kurdischen Frauen darunter eine Yezidin erkannt worden", berichtet Dr. Kamal Sido, Nahostexperte der Gesellschaft für bedrohte Völker.

Nadia Murad, Trägern des Friedensnobelpreises und UN-Sonderbotschafterin für die Würde der Überlebenden von Menschenhandel, verurteilte die Misshandlungen. Sie forderte eine internationale Untersuchung über die menschenverachtende Behandlung von Frauen im ehemals autonomen Afrin. "Die protürkischen syrischen Islamisten betreiben stillschweigend eine Kampagne zur Vertreibung der yezidischen Bevölkerung Afrins", ergänzt Sido. "Sie entführen Frauen, töten Zivilisten und zerstören Häuser und Schreine." Murad, die den Völkermord durch den sogenannten "Islamischen Staat" 2014 überlebt hat, kritisiert die internationale Gemeinschaft: Sie habe versäumt, auf diese Verbrechen aufmerksam zu machen.

Nach der Besatzung durch die Türkei und syrische Islamisten sind die gesamte armenische Bevölkerung und die etwa 1.200 kurdisch-christlichen Gläubigen aus Afrin geflohen. Der Anteil der kurdischen Bevölkerung einschließlich der yezidischen, alevitischen und christlichen Teile sank von 96 auf unter 35 Prozent. Mindestens 300.000 Kurdinnen und Kurden aus Afrin sind auf der Flucht. Viele von Ihnen leben in den Flüchtlingslagern im Norden von Aleppo. Diese sind nahezu vollständig von der Außenwelt abgeschnitten. Yezidische und alevitische Heiligtümer sowie kurdisch-muslimische Friedhöfe und historische Ruinen wurden zerstört oder geplündert. "All das ist Teil einer Kampagne: Die Türkei beabsichtigt eine Assimilierung und Zwangsislamisierung Afrins", erklärt Sido. "Die Zerstörung ihrer wirtschaftlichen Grundlagen wird den Geflüchteten die Rückkehr in ihre Heimat zusätzlich erschweren."

Yezidische Verbände weltweit fordern indes mehr Druck auf die Türkei, ihre Truppen sowie alle bewaffneten islamistischen Fraktionen aus Afrin und anderen Regionen in Nordsyrien abzuziehen. "Die laufenden ethnischen Säuberungen gegen die yezidische und andere Volksgruppen in der Region müssen enden", fordert Sido. "Die vereinten Nationen müssen Ermittlungsteams nach Afrin und in andere von der Türkei besetzten Regionen entsenden." Diese sollten die Situation bewerten und Gräueltaten gegen die Zivilbevölkerung dokumentieren. Zudem müssten in den betroffenen Gebieten und den Lagern für Binnenflüchtlinge humanitäre Hilfen anlaufen.

Sie erreichen Kamal Sido unter k.sido@gfbv.de oder 0173 6733980.

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