Gesellschaft für bedrohte Völker e.V. (GfbV)
GfbV-Report über indigene Völker der Arktis: Zwischen Klimawandel und Rohstoffboom
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GfbV-Report "Indigene Völker der Arktis - zwischen Klimawandel und Rohstoffboom":
- Tauende Permafrostböden führen zu Umweltschäden: Geborstener Treibstofftank erst vor einem Monat
- Beginnende deutsche EU-Ratspräsidentschaft sollte Arktisleitlinien zum EU-Maßstab machen
- Arktisstaaten dürfen Verteilungskampf nicht auf Kosten indigener Völker führen
Die Arktis erwärmt sich viel schneller als der restliche Erdball - mit vielfältigen Konsequenzen für die Menschen, die dort traditionell leben. Diese Auswirkungen analysiert die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) in dem Report "Indigene Völker der Arktis - zwischen Klimawandel und Rohstoffboom", der heute erscheint. Tauende Permafrostböden führen bereits jetzt zu schwerwiegenden Problemen: Erst vor einem Monat sind aus einem geborstenem Treibstofftank tausende Liter Diesel ausgelaufen. Sie richten auf dem Territorium der indigenen Dolganen und Nenzen eine Umweltkatastrophe an, deren Ausmaß und Konsequenzen noch kaum abzusehen sind. Neben den sich abzeichnenden Herausforderungen für die indigenen Völker der Arktis gibt der Report Handlungsempfehlungen für die beginnende deutsche EU-Ratspräsidentschaft und formuliert Forderungen an die deutsche und internationale Politik.
"Wenn die deutsche Bundesregierung während ihrer Ratspräsidentschaft Europa wieder stark machen möchte, muss sie auch die indigenen Völker Europas stärken", fordert Ulrich Delius, Direktor der GfbV. "Wir begrüßen sehr, dass die Rechte indigener Völker in den deutschen Arktisleitlinien ausdrücklich eine Rolle spielen. Jetzt muss Deutschland konsequent sein und die Ratspräsidentschaft nutzen. Die Leitlinien müssen in Sachen Nachhaltigkeit und Schutz der Rechte indigener Völker vor der Übermacht der Rohstoffkonzerne bestehen können und EU-weit zum Maßstab werden."
In der europäischen Arktis habe ein Verteilungskampf der Arktisstaaten Russland, USA (Alaska), Kanada, Dänemark (Grönland), Norwegen, Schweden und Finnland einen regelrechten Rohstoffboom ausgelöst. "Deutschland importiert auf Kosten indigener Völker Erdgas aus Sibirien und profitiert außerdem durch den Bau von Windkraftanlagen in Norwegen und Schweden", erklärt Delius. Auch China sei überall präsent, erkunde mit einer kleinen Eisbrecherflotte neue Handelsrouten in der Nordostpassage, um in dieser zukunftsträchtigen Region Fuß zu fassen.
"In diesem Spannungsfeld zwischen Geostrategie und Rohstoffinteressen stehen die indigenen Völker der Arktis vor enormen Herausforderungen", so Delius. "Der Klimawandel bedeutet für sie einen grundsätzlichen Wandel ihrer Lebensbedingungen, aber auch einen Wertewandel. Für viele Indigene gehen die Entwicklungen schneller vonstatten, als sie sich und ihre Lebensweise anpassen können. Identitätsverlust insbesondere unter Jugendlichen ist oft die Folge." Ein international gültiges Regelwerk, das den Zugriff auf die Rohstoffe zu Land und auf dem Meeresboden sowie eine gesicherte, gleichberechtigte Beteiligung der Indigenen an allen Entscheidungen festschreibe, sei dringend vonnöten. Die Bundesregierung solle ihr EU-Ratspräsidentschaft nutzen, um dieses Ziel zu erreichen.
Eine Vorabversion des Arktisreportes hängt dieser Pressemitteilung an.
Sie erreichen Ulrich Delius unter u.delius@gfbv.de oder 0160/95671403.
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