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Covid-19 in Brasilien: Indigener Dachverband veröffentlicht Notfallplan

APIB-Notfallplan "Indigenous Emergency":

  • Keine Hilfe von der Bolsonaro-Regierung - Indigene helfen sich selbst
  • Plan umfasst medizinische Betreuung und Aufklärung der indigenen Bevölkerung
  • Bis dato 9.529 Indigene an Covid-19 erkrankt, 386 daran gestorben

Der Dachverband der indigenen Völker Brasiliens (APIB) hat in Zusammenarbeit mit Fachleuten einen Plan zur Bekämpfung von Covid-19 unter den indigenen Völkern des Landes erarbeitet. Der "Indigenous Emergency"-Plan wurde am Montagabend auf einer Online-Veranstaltung präsentiert. "Durch Defizite im Meldesystem und institutionellen Rassismus gegenüber Indigenen sind diese von der Pandemie besonders betroffen", erinnert Juliana Miyazaki, Referentin für indigene Völker bei der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV). "Von Bolsonaros Regierung, die das Virus weiter verharmlosen, können sie keine Hilfe erwarten. Daher Helfen die Indigenen sich so gut es geht selbst und gegenseitig."

Die APIB hatte schon seit Anfang der Pandemie den Aufbau des Comitê Nacional pela Vida e Memória Indígena (Nationaler Ausschuss für indigenes Leben und Gedenken) vorangetrieben. Dieser sollte das Versagen des brasilianischen Staates anprangern und das Leben und Gedenken der vom Virus betroffenen indigenen Völker Brasiliens würdigen. APIB baute auch das Observatório Quarentena Indígena (Beobachtungsstelle für indigene Quarantäne) auf, eine kollaborative Plattform, die mit dem Ausschuss zusammenarbeitet.

"Daraus entstand ein breit angelegter Prozess der Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen indigenen und nicht-indigenen Organisationen, um der Pandemie auf dem gesamten nationalen Territorium entgegenzutreten", berichtet Miyazaki. Der Plan hat drei Hauptachsen: 1. Gewährleistung einer umfassenden und differenzierten Betreuung bei der Bekämpfung von Covid-19; 2. rechtliche und politische Maßnahmen; 3. kommunikative Maßnahmen zur Berichterstattung und Information.

Konkret sollen Kauf und Lieferung von persönlicher Schutzausrüstung organisiert werden. Zusätzliche Ärzten, Krankenschwestern, Gesundheitspersonal und andere Fachkräfte sollen umfassende Versorgung in den Dörfern gewährleisten. Die indigene Öffentlichkeit soll über Kommunikationsgruppen bei WhatsApp oder Facebook korrekte und angemessene Informationen über die Pandemie bekommen. Qualitativ hochwertige und ständig aktualisierte Informationen sollen gleichzeitig "Fake News" bekämpfen. Online-Video-Gesundheitsdienste sollen Indigenen eine Behandlung aus der Ferne ermöglichen.

Das Gesamtbudget für die Umsetzung des Plans wird auf 16,5 Millionen Euro geschätzt. Die Maßnahmen beziehen sich auf ganz Brasilien und werden von der APIB koordiniert. Ihre Regionalbüros, Basisorganisationen, regionale Organisationen und Partnerorganisationen der Zivilgesellschaft kümmern sich um die Durchführung. Das nächste Ziel des "Indigenous Emergency"-Plans ist die Beschaffung der notwendigen Mittel. Dafür wird eine internationale Kampagne gestartet.

Bis zum 30. Juni 2020 hatten sich 9.529 Indigene aus 119 Völkern mit dem neuen Coronavirus infiziert. 386 von ihnen sind bisher daran gestorben.

Sie erreichen Juliana Miyazaki unter j.miyazaki@gfbv.de oder 0551/49906-23.

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