Gesellschaft für bedrohte Völker e.V. (GfbV)
Gewalt gegen Brasiliens Indigene: Straflosigkeit befeuert Konflikte
Bericht über Gewalt gegen Brasiliens Indigene:
- Fehlende Strafverfolgung führt zu mehr Invasionen und Gewalt
- Auch Konflikte um Land und Wasser nehmen zu
- Yanomami und Munduruku werden massiv von Goldgräbern bedroht
Die Gewalt gegen die indigene Bevölkerung Brasiliens nimmt weiter zu. Das geht aus dem Jahresbericht der Landpastorale Comissão Pastoral da Terra hervor, den die kirchliche Organisation am Montag veröffentlicht hat. Der Report „Konflikte auf dem Land in Brasilien – 2020“ umfasst unter anderem Daten zur Gewalt im Zuge von Land- und Wasserkonflikten, Gewalt gegen Indigene und an Frauen. „Den Zahlen zufolge hat die Gewalt gegen indigene Völker erneut zugenommen“, erklärt Juliana Miyazaki, Referentin für indigene Völker bei der Gesellschaft für bedrohte Völker. „Die Regierung Bolsonaro weigert sich, Straftaten gegen Indigene angemessen zu verfolgen. Manche verstehen das als Einladung zur wirtschaftlichen Ausbeutung indigener Gebiete. Diese Invasoren bringen regelmäßig Gewalt und Konflikte mit.“
Die Zahl der 2020 registrierten Invasionen stieg im Vergleich zu 2019 um 102,85 Prozent. Diese führten zu gewalttätigen Auseinandersetzungen bis hin zu Mord. Ziel der im Bericht registrierten Morde und Mordversuche waren zu 39 beziehungsweise 34 Prozent Indigene. Bei Konflikten um Wasser wurden vier Menschen ermordet, die höchste je registrierte Zahl. Darunter war eine indigene Person. Auch Konflikte um Land, haben zugenommen. Mit 1.576 Fällen wurde der höchste Wert seit 1985 registriert. Zumeist waren indigene Familien und Gemeinschaften betroffen. „Die Mehrzahl der Konflikte, die indigene Völker betreffen, fanden auf Gebieten im Amazonas statt, oft auf demarkierten Territorien“, so Miyazaki. „Hier zeigt sich, dass es dringend zusätzliche Schutzmechanismen zur Prävention und Bekämpfung von Gewalt braucht.“
Die aktuelle Eskalation zeige sich besonders auf den Territorien der Yanomami und der Munduruku. „Sie werden seit Tagen von Goldgräbern bedroht. Es wurde bereits geschossen und Häuser in Brand gesetzt“, berichtet Miyazaki. „Die Indigenen fühlen sich vom Staat allein gelassen. Die Polizei ist immer nur kurzzeitig vor Ort. Die Goldgräber schreckt das nicht ab.“ Am Montag hat ein Bundesgericht verordnet, dass die Munduruku und andere Ansässige Polizeischutz bekommen müssen. Bereits in der Vorwoche, am 24. Mai, hatte der Oberste Gerichtshof nach Aufforderung des indigenen Dachverbands APIB beschlossen, dass die brasilianische Regierung alles tun müsse, um die Sicherheit der indigenen Gebiete der Yanomami und Munduruku zu garantieren.
Sie erreichen Juliana Miyazaki unter j.miyazaki@gfbv.de oder 0551/49906-23.
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