Gesellschaft für bedrohte Völker e.V. (GfbV)
63 Jahre Volksaufstand in Tibet (10.3.): Angst und Zerstörungswut der chinesischen Regierung
63 Jahre Volksaufstand in Tibet (10.3.):
- Chinesische Führung lässt weiter Buddha-Statuen zerstören
- Menschenrechtler*innen verhaftet und eingeschüchtert
- Zahlreiche Selbstverbrennungen aus Protest gegen Unterdrückung
Die Kommunistische Partei Chinas (KPC) geht weiter brachial gegen die Menschen in Tibet, ihre Kultur und ihre Sprache vor, wie die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) anlässlich des Jahrestages des tibetischen Volksaufstandes berichtet. Seit Dezember 2021 haben chinesische Behörden in der Tibetischen Autonomen Präfektur Drago in der Sichuan-Provinz drei Buddha-Statuen zerstören lassen. „Auch 63 Jahre nach dem Aufstand des tibetischen Volkes gegen die chinesische Fremdherrschaft hat die KPC Angst vor der tibetischen Kultur und Sprache. Die Vernichtung dieser Heiligtümer ist nur ein Baustein ihrer Zerstörungspolitik“, erklärt Hanno Schedler, GfbV-Referent für Genozid-Prävention und Schutzverantwortung. Erst Ende Januar zerstörten die Behörden die drei Stockwerke hohe Padmasambhava-Statue.
Menschenrechtlerinnen und Menschenrechtler in Tibet sind unvermindert Repressalien ausgesetzt. Der tibetische Sprachenrechtler Tashi Wangchuk, der im Jahr 2021 nach fünf Jahren aus dem Gefängnis kam, wird weiter von den chinesischen Behörden eingeschüchtert. Der Widerstand gegen die chinesische Fremdherrschaft hält jedoch an. Am 25. Februar 2022 starb der tibetische Sänger Tsewang Norbu, nachdem er sich vor dem Potala-Palast, dem einstigen Sitz des Dalai Lama in der tibetischen Hauptstadt Lhasa, angezündet hatte. Der 25-Jährige war einer von 158 Menschen in Tibet, die sich seit 2009 aus Protest gegen Chinas Unterdrückung selbst angezündet haben. Sein Onkel Sogkhar Lodoe ist einer der am längsten inhaftierten politischen Gefangenen Tibets. Nachdem er bereits 23 Jahre in Haft gewesen war, wurde er wegen eines Protests vor dem Potala-Palast im Januar 2018 zu einer weiteren 18-jährigen Haftstrafe verurteilt.
„Die deutsche Bundesregierung muss sich gemeinsam mit ihren westlichen Partnern für eine UN-Sonderberichterstatterin oder einen Sonderberichterstatter für China einsetzen. Wie der Völkermord an den Uigurinnen und Uiguren zeigt auch die Zerstörung der tibetischen Kultur und Sprache deutlich, dass die westliche China-Politik sich ändern muss“, so Schedler. „Das Primat des wirtschaftlichen Austausches hat demokratische Staaten zu leise gegenüber der chinesischen Diktatur werden lassen.“
Am 10. März 1959 protestierten tausende Tibeterinnen und Tibeter gegen die chinesische Herrschaft. Der Protest wurde blutig niedergeschlagen. Ungefähr 87.000 Menschen starben im ersten Jahr nach dem Volksaufstand. Weitere 1,1 Millionen Tibeter fielen Chinas Repression in den folgenden Jahrzehnten zum Opfer. Der Dalai Lama musste 1959 aus Tibet fliehen und lebt seitdem im indischen Exil in Dharamsala. Er wird von der chinesischen Regierung weiterhin verteufelt, genießt aber unter der tibetischen Bevölkerung ein hohes Ansehen.
Sie erreichen Hanno Schedler unter h.schedler@gfbv.de oder 0551/49906-15.
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