Gesellschaft für bedrohte Völker e.V. (GfbV)
RSF-Angriff auf größte Stadt in Darfur: Tausende weitere zivile Opfer zu befürchten
Angriff auf größte Stadt in Darfur:
- Heftige Kämpfe im Norden und Osten von El Fasher
- Berichte über hunderte Tote in El Geneina, weiter östlich
- UN und NGOs warnen vor erneutem Völkermord
Schwer bewaffnete Einheiten der Rapid Support Forces (RSF) kreisen seit gestern El Fasher (auch: Al Faschir) ein, die größte Stadt im sudanesischen Darfur. Heute Nacht wurden aus dem Norden und Osten der Stadt heftige Kämpfe gemeldet. Die RSF halten die wichtigsten Straßen blockiert, die aus der Stadt herausführen. Nach Angaben von Quellen vor Ort ist die sudanesische Armee in höchster Alarmbereitschaft und befiehlt Zivilisten, aus den Außenbezirken der Stadt ins Stadtzentrum zu kommen, um sich dort zu verteidigen. „Erst vor wenigen Tagen wurde El Geneina weiter östlich in Darfur eingekreist. Dort haben RSF-Einheiten offenbar hunderte Zivilisten getötet, Häuser zerstört und tausende Menschen vertrieben“, berichtete Sarah Reinke, Leiterin der Menschenrechtsabteilung der Gesellschaft für bedrohte Völker am heutigen Freitag in Göttingen. „Ein ähnliches Szenario ist nun in El Fasher zu befürchten. Gestern haben RSF Einheiten den einzigen Markt in Nyala, der zweitgrößten Stadt Darfurs, geplündert und niedergebrannt.“ Die RSF verlege Einheiten aus Khartum nach Darfur.
Aus El Geneina berichten Aktivisten, sie hätten die ersten 500 Leichen identifiziert. Hunderte weitere lägen noch auf den Straßen, in Moscheen und Privathäusern. Seit der vergangenen Woche wird dort über ethnische Säuberungen an den Masalit berichtet, einer großen ethnischen Gruppe in Darfur. Verschiedene Organisationen wie „Act for Sudan“ und auch die Vereinten Nationen warnen vor einem erneuten Völkermord.
Seit dem 15. April 2023 bekämpfen sich die RSF und die reguläre Armee des Sudan. Deshalb ist heute mehr als die Hälfte der sudanesischen Bevölkerung auf humanitäre Hilfe angewiesen. Zivilisten sind täglicher Gewalt ausgesetzt, alte Menschen und Kinder verhungern, sind in Heimen und Krankenhäusern der Gewalt der Bewaffneten ausgeliefert. Mehrere Journalisten wurden in den letzten Wochen ermordet. Aktivisten der Demokratiebewegung werden gezielt verfolgt und verhaftet. Laut Angaben der Vereinten Nationen wurden bereits rund 2.000 Menschen getötet, die Dunkelziffer liegt höher. Über 2,5 Millionen Menschen sind auf der Flucht innerhalb und außerhalb des Landes. Während anfangs die Kämpfe auf die Hauptstadt Khartum konzentriert waren, haben sie sich in den letzten Wochen in mindestens sechs Regionen ausgeweitet.
Sie erreichen Sarah Reinke unter s.reinke@gfbv.de oder 0551/49906-13.
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