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Drusische Proteste im Süden Syriens: Außergewöhnlich deutliche und friedliche Kritik an Assad

Drusische Proteste im Süden Syriens:

  • Friedliche Proteste, ohne islamistische Parolen
  • Außergewöhnlich deutliche Kritik an Assad
  • Bemerkenswert, dass das Regime die Proteste nicht sofort niederschießen lässt

Die Gesellschaft für bedrohte Völker begrüßt die drusischen Proteste, die seit zehn Tagen im mehrheitlich von Drusen bewohnten Gouvernement as-Suwaida im Süden Syriens anhalten. „Wir stehen in engem Kontakt mit drusischen Aktivisten und Würdenträgern in der Region. Ihre Proteste unterscheiden sich von jenen in anderen Teilen Syriens, etwa in den sunnitisch besiedelten Gebieten. Es sind friedliche Proteste, ohne islamistische Parolen und ohne Unterwanderung durch von der Türkei oder Katar gesteuerte syrische Islamisten“, erklärte GfbV-Nahostreferent Dr. Kamal Sido heute in Göttingen.

Sowohl in der Provinz als auch in der Stadt as-Suwaida blockierten die Demonstranten die Hauptstraßen. Sie fordern bessere Lebensbedingungen sowie ein Ende von Korruption und Willkür in den staatlichen Behörden. „Auch der Rücktritt Assads wird gefordert. Viele Büros von Assads regierender Baath-Partei wurden geschlossen“, berichtete Sido. „Es ist bemerkenswert, dass Assad diese Proteste nicht sofort niederschießen lässt. Was ihn zurückhält ist die Sorge, den Rückhalt der zahlreichen Minderheiten im Land zu verlieren, die zusammen die Bevölkerungsmehrheit bilden.“ Insofern böten die Proteste in Südsyrien dem Auswärtigen Amt die Chance, seine Syrienpolitik zu überdenken. Sie müsse Rücksicht auf die Ängste des Großteils der Bevölkerung nehmen, die ein islamistisches Regime befürchtet, wenn Assad die Macht verlöre. Das betreffe vor allem die drusischen, christlichen, ismailitischen, alevitischen, yezidischen, aber auch kurdischen und armenischen Volksgruppen. Auch die demokratisch gesinnten arabischen Sunniten des Landes lehnen das von der Türkei und Katar favorisierte islamistische Regime strikt ab.

Die Protestierenden kritisieren die Regierung außergewöhnlich deutlich. Unter anderem wurde der Ruf nach einer Militärverwaltung laut, um die Bevölkerung im Gouvernement as-Suwaida vor möglichen Angriffen des sogenannten „Islamischen Staates“ (IS) und anderer islamistischer Milizen zu schützen. „Auf einigen Plakaten solidarisieren sich die Menschen mit den Kurden in Nordsyrien. Die türkische Besetzung Afrins wird auf einigen Plakaten ausdrücklich verurteilt. Diese demokratische Haltung der Protestierenden führt zu einer großen Welle der Sympathie und Solidarität in ganz Syrien“, so Sido. „Die kurdisch geführten ‚Syrischen Demokratischen Kräfte‘, die fast ein Drittel des Landes kontrollieren, erklärten ihre Solidarität mit den Menschen in as-Suwaida.“ Sie wollten die Erfüllung der UN-Resolution 2254 erreichen. Diese fordert einen geordneten und friedlichen Übergang in Syrien.

In as-Suwaida lebt ein Großteil der drusischen Bevölkerung Syriens von etwa 700.000 Menschen. Diese Religionsgemeinschaft des Nahen Ostens zählt etwa eine Million Gläubige, unter anderem in Israel, Jordanien und im Libanon. Sie bezeichnen sich selbst als „al-Muwahhidun“, also monotheistisch. Eine weitere drusische Selbstbezeichnung lautet „Bani Maaroof”: Menschen der guten Taten.

Sie erreichen Dr. Kamal Sido unter k.sido@gfbv.de oder 0173/6733980.

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E-Mail:  info@gfbv.de
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