Gesellschaft für bedrohte Völker e.V. (GfbV)
Bericht über türkische Aggression in Nordsyrien: Systematische Angriffe auf zivile Infrastruktur dokumentiert
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Bericht über türkische Aggression in Nordsyrien:
- Nachrichtenagentur dokumentiert systematische Angriffe auf zivile Infrastruktur
- Kriegsverbrechen treffen vor allem Minderheiten
- Selbstverwaltung Nord- und Ostsyriens fordert internationale Beobachtungsmission
Die in Nordsyrien ansässige kurdische Nachrichtenagentur North Press Agency hat türkische Angriffe auf die zivile Infrastruktur Nordsyriens dokumentiert, eine Übersetzung ihres Berichtes hängt dieser Mitteilung an. Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) verurteilt die darin gesammelten Kriegsverbrechen des NATO-Mitglieds Türkei, die vor allem die kurdische und andere Minderheiten in Nordsyrien und im Irak treffen: „Weil Erdogan aus der NATO keinerlei Widerspruch zu erwarten hat, eskaliert er seine Gewalt und seine Rhetorik. In dieser Woche soll das türkische Parlament nach dem Willen Erdogans über eine zweijährige Verlängerung des Mandats für Auslandseinsätze der Armee im Irak und in Syrien abstimmen“, berichtete der GfbV-Nahostexperte Dr. Kamal Sido heute in Göttingen. „Wegen der fortgesetzten Aggression gegen ethnische und religiöse Minderheiten in Nordsyrien hat die Selbstverwaltung Nord- und Ostsyriens an die UNO und die internationale Staatengemeinschaft appelliert, Beobachtungsmissionen in die Region zu entsenden. Sie sollen das Ausmaß des Leidens der Menschen und die Zerstörung der Infrastruktur wie Wasser- und Stromversorgung, Krankenhäuser oder Bäckereien sehen und dokumentieren.“
Nach Angaben des „Monitoring and Documentation Department“ der North Press Agency wurden bei türkischen Angriffen zwischen dem 20. November 2022 und dem 30. September 2023 49 Zivilpersonen getötet und 112 weitere verletzt, darunter 20 Kinder und 16 Frauen. Ermutigt durch die Unterstützung ihrer NATO-Verbündeten griff die Türkei vom 5. bis 8. Oktober dieses Jahres insgesamt 146 Ziele von Derik im Nordosten über Kobani bis in die Vororte von Afrin im Nordwesten Syriens an. Unter den Zielen befanden sich 24 Infrastruktureinrichtungen, 87 Wohngebiete, sechs landwirtschaftliche Flächen, drei Industrieanlagen, eine Schule und ein Krankenhaus sowie Stützpunkte der Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF). Die SDF sind die führende Kraft der Anti-IS-Koalition, die am Boden einen blutigen Krieg gegen den sogenannten „Islamischen Staat“ führt.
„Die Weltöffentlichkeit ist von den Kriegen in der Ukraine und in Israel abgelenkt. Nun besteht die akute Gefahr, dass die Türkei diese Ablenkung für weitere völkerrechtswidrige Angriffe auf die kurdische Bevölkerung in Syrien und im Irak nutzt. Deutsche und andere NATO-Politiker müssen wissen, dass die ungelöste kurdische Frage jederzeit wieder aufflammen und die Lage im Nahen Osten weiter destabilisieren kann“, mahnt Sido. „Die Türkei muss dringend an weiteren Angriffen auf Nordsyrien und den Irak gehindert werden. Erdogans Krieg gegen die kurdische Bevölkerung produzieren mehr Flüchtlinge und stärken radikale islamistische Gruppen und Milizen im Nahen Osten. Diese sind eine zunehmende Gefahr für die Region, aber auch für Europa.“
Eine Übersetzung der Dokumentation „Jüngste türkische Aggressionen im Norden und Nordosten Syriens“ hängt dieser Mitteilung an.
Sie erreichen Dr. Kamal Sido unter k.sido@gfbv.de oder 0173/6733980.
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