Pleitgen bei ARD-Symposium zur Fernsehgeschichte: "ARD leistete entscheidenden Beitrag zur Einheit" - "föderaler Rundfunk bestens aufgestellt für erweitertes Europa und seine kulturelle Vielfalt"
Köln/Hamburg (ots) Die ARD hat nach den Worten ihres Vorsitzenden Fritz Pleitgen "über die Jahre der Teilung das Zusammengehörigkeitsgefühl der Deutschen wachgehalten und so einen entscheidenden Beitrag zur Einheit geleistet." Diese Bilanz zur Rolle seines Senderverbunds vor der Wiedervereinigung zog Pleitgen bei der Eröffnung des Symposiums "Fernsehgeschichte als Zeitgeschichte" anlässlich des 50jährigen ARD-Fernseh- Jubiläums. "Zuerst waren wir eine Fernseh-Nation. Dann erst kam der 9. November. Die Einheit, sie hat sich zuerst auf dem Bildschirm vollzogen", so der ARD-Vorsitzende. In seinem Impulsreferat betonte Pleitgen, die ARD habe während der vergangenen Jahrzehnte "nicht nur mit breitem Horizont informiert und aufgeklärt, sondern auch viele Impulse für die Weiterentwicklung unserer Gesellschaft gesetzt." Die "Osterweiterung" mit MDR und ORB habe der ARD gut getan. Der Senderverbund sei als föderaler Rundfunk bestens aufgestellt für das erweiterte, vereinte Europa mit seinen regionalen Identitäten und seiner kulturellen Vielfalt. "Wir brauchen uns nicht zu scheuen", so der ARD-Vorsitzende, "mit Zufriedenheit zurückzuschauen und mit Zuversicht nach vorne zu blicken."
Der künftige ARD-Vorsitzende und NDR-Intendant Prof. Jobst Plog hob in seiner Rede hervor, für den NDR sei das Symposium zur deutschen Fernsehgeschichte in doppelter Hinsicht bedeutsam: "Hamburg ist die Keimzelle des öffentlich-rechtlichen Fernsehens in Deutschland, eine der herausragenden Errungenschaften nach dem Zweiten Weltkrieg. Und: Der NDR, seit mehr als zehn Jahren Ost-West-Sender, hat die alte Grenze überwunden. Im NDR ist deutsch- deutsche Fernsehgeschichte schneller und umfassender als anderswo seit 1989 zur gemeinsamen Geschichte geworden."
Zum Symposium "In geteilter Sicht: Fernsehgeschichte als Zeitgeschichte - Zeitgeschichte als Fernsehgeschichte" hat die ARD anlässlich ihres 50-jährigen Fernseh-Jubiläums geladen. Pleitgen und Plog eröffneten die zweitägige Fachtagung in Hamburg heute vormittag gemeinsam mit der historischen Kommission der ARD und Prof. Dr. Uwe Hasebrink, Direktor des Hans-Bredow-Instituts. Ziel des hochkarätig besetzten Symposiums: eine wissenschaftliche Bestandsaufnahme der Darstellung deutsch-deutscher Geschichte im Fernsehen.
Medienwissenschaftler und ehemalige Programmverantwortliche aus West- und Ostdeutschland diskutieren ihre damalige Arbeit: Vor allem die Berichterstattung über den Arbeiteraufstand in der DDR am 17. Juni 1953, den Bau der Mauer am 13. August 1961 und ihren Fall am 9. November 1989. Anhand zahlreicher Archivaufnahmen untersuchen die Referenten Nachrichtensendungen und analysieren die fiktionalen und die dokumentarischen Programme jeweils des ARD- sowie des DDR- Fernsehens. Podiumsgespräche mit Zeitzeugen ergänzen die kritische Bestandsaufnahme der einst "geteilten Sicht" auf die deutsch- deutsche Nachkriegsgeschichte. Etliche der damaligen Programmverantwortlichen und Fernsehmacher berichten über die Arbeitsbedingungen sowie ihre damaligen Ziele und Vorstellungen. Zu den Referenten und Zeitzeugen zählen Heinz Riek, Wolfgang Reichardt, Peter Schultze, Hans Bentzien, Claus Richter, Bernhard Büchel, Hans Müncheberg, Dieter Meichsner, Jürgen Engert und Axel Kaspar. Abschließend wird am Freitag (6. Dezember) der Chefredakteur des Kulturkanals ARTE, Gérard Saint-Paul, seine Beobachtungen als ausländischer Korrespondent beim Umgang des deutschen Fernsehens mit der jüngsten Geschichte referieren.
Am 25. Dezember 1952 ging das Fernsehen des ARD- Gründungsmitglieds und damaligen Nordwestdeutschen Rundfunks (NWDR) offiziell auf Sendung, die erste "Tagesschau" wurde einen Tag später gesendet. Das tägliche NWDR-Fernsehprogramm umfasste anfangs nur rund zwei Stunden. Vier Tage zuvor war in Berlin-Adlershof das DDR- Fernsehen gestartet worden.
Rückfragen: ARD-Sprecher Rüdiger Oppers, 0221 / 220-1867
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