Börsen-Zeitung: BMW steuert um, Kommentar von Peter Olsen zum umfangreichen Strategieplan des bayrischen Premium-Automobilbauers BMW
Frankfurt (ots)
Willkommen in der Normalität! Mit dem umfangreichen Strategieplan, der aus Anlegersicht im Wesentlichen ein weitreichendes Kostensenkungs- und Effizienzsteigerungsprogramm ist, müssen sich auch die erfolgsverwöhnten Manager des bayerischen Premium-Automobilbauers BMW ganz irdischen Problemen stellen. Der seit einem Jahr amtierende Vorstandschef Norbert Reithofer bringt es in der Pressemitteilung schon auf den richtigen Punkt: "Mehr Output bei weniger Input." Und BMW hat für dieses Umsteuern allen Grund. "Unsere Wettbewerbsposition stand auf dem Spiel. Wir konnten nicht so weitermachen wie bisher", räumte Reithofer ein.
Sind das jetzt die bahnbrechenden Weichenstellungen, die Investoren massenhaft in die sich seit langem nur unterdurchschnittlich entwickelnde BMW-Aktie treiben? So einfach lässt sich das nicht beantworten, sind doch die vorgestellten Maßnahmen nicht auf kurzfristige Ertragssteigerung,sondern auf eine wieder nachhaltig bessere Gewinnentwicklung ausgerichtet. Nach anfänglich hohen Kursaufschlägen nahmen viele gestern Gewinne mit und drückten die Aktie ins Minus.
Für den absehbar schnellen Return bürgt allein der Hinweis, man wolle sich in den nächsten zwölf Monaten zunächst auf eine höhere Ausschüttungsquote konzentrieren. Die Dividende 2007 steht aber bereits zur Hauptversammlung Anfang Mai an. Dass hier substanziell mehr verteilt werden kann, ist klar. Wer verteilt denn auch als rentables Großunternehmen wie BMW zuletzt weniger als 16% des erwirtschafteten Gewinns? Und dennoch haben sich Investoren zusätzlich auch eine Festlegung bezüglich eines Aktienrückkaufs gewünscht. Dies wurde aber explizit für die nächsten zwölf Monate ausgeschlossen.
Sind die Ziele ambitioniert? Wenn BMW mit weniger Kapitaleinsatz, also reduzierter Investitionsquote (zuletzt üppige 8,8% des Umsatzes, dazu noch reichlich Forschung und Entwicklung) mehr Modelle effizienter produzieren und anbieten will, dann wird die ganze Organisation extrem gefordert. Hat man da über Jahre die Zügel zu locker schleifen lassen? Und wenn explizit auf eine Senkung der Materialkosten als "mit Abstand größten Kostenblock" hingewiesen wird, dann kommt auf die BMW-Zulieferer einiges zu. Die für 2012 angepeilten 26% Kapitalrendite hatte BMW noch 2002 mit 30% locker überboten. Aber da war BMW auch noch kein normales Unternehmen.
(Börsen-Zeitung, 28.9.2007)
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