Börsen-Zeitung: Lob der Langeweile, Kommentar zum Quartalsgewinn der Deutschen Bank von Christina Rathmann
Frankfurt (ots)
Die gute Nachricht ist: Die Deutsche Bank wird für das dritte Quartal einen Gewinn ausweisen. Mit 1,2 Mrd. Euro vor Steuern wird er sogar ganz stattlich ausfallen, und das Institut hebt sich positiv von der Schweizer Benchmark UBS ab, die Anfang der Woche mit einer Gewinnwarnung geschockt hatte.
Die schlechte Nachricht ist: Die in jüngster Vergangenheit wichtigste Ertragssäule der Deutschen Bank, die Sparte für das Firmenkunden- und Wertpapiergeschäft, ist schwer angeschlagen. Sie wird für das dritte Quartal einen Verlust ausweisen. Es ist unklar, ob die Finanzmarktkrise damit im Ergebnis der Deutschen Bank ausgestanden ist, oder ob in den kommenden Quartalen weitere Abschreibungen und Verluste drohen. Die Krise, die von einem kleinen Segment des Bankenmarktes, dem US-Hypothekengeschäft, ausging, hat das Ergebnis des gesamten Investment Banking der Deutschen Bank in die roten Zahlen getrieben.
Immerhin: Im Fall der UBS hat die Krise das Ergebnis des gesamten Konzerns ins Minus gedrückt - davor blieben die Deutsche Bank, ihre Mitarbeiter und Aktionäre bewahrt. Zu verdanken haben sie es jenen Geschäftsfeldern, deren Qualität als stabile Ertragssäulen zwar immer wieder gepriesen wurde, die aber angesichts der Hausse an den Märkten und bei den Investment-Banking-Ergebnissen immer weniger Beachtung gefunden hatten. Das Privatkundengeschäft, die Vermögensverwaltung und das Transaction Banking sind es nun tatsächlich, die den Konzern über Wasser halten.
Schon lange waren diese vermeintlich langweiligen Sparten nicht mehr so wertvoll wie in diesen Zeiten. Sie haben - nach allem, was man aus den Ankündigungen von Bankchef Josef Ackermann nun schließen kann - ihre Ergebnisse deutlich steigern können. Zieht man von dem angekündigten Vorsteuerergebnis (1,2 Mrd. Euro) den Sondergewinn aus dem Verkauf von Immobilien und Beteiligungen (600 Mill. Euro) ab und rechnet die Verluste aus dem Investment Banking (250 bis 350 Mill. Euro) gegen, so ergibt sich für die übrigen operativen Sparten ein Gewinn von 850 bis 950 Mill. Euro. Das ist deutlich mehr als 2006, als rund 700 Mill. angefallen waren. Kritiker, die die Zukäufe der Deutschen Bank im Retailgeschäft als zu teuer gebrandmarkt hatten, dürfte Ackermann mit diesen Zahlen zum Schweigen gebracht haben.
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