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Börsen-Zeitung: Historische Ausmaße, Kommentar zur konzertierten Aktion der Zentralbanken von Jürgen Schaaf

Frankfurt (ots)

Das soll noch einer verstehen: Die Lage ist so
ernst, dass sich die Zentralbanken aus Nordamerika und Europa zu 
einer konzertierten Aktion historischen Ausmaßes verständigen, und 
was machen die Aktienmärkte? Sie legen gewaltig zu.
Die US-Notenbank Federal Reserve, die Europäische Zentralbank 
(EZB), die Schweizer Nationalbank SNB, die Bank von England und die 
Bank of Canada teilten mit, den Märkten große Mengen zusätzlichen 
Geldes währungsraumübergreifend bereitzustellen. Selbst nach den 
Terroranschlägen des 11. September wurde keine internationale Allianz
dieser Größenordnung geschmiedet. Zu groß ist die Sorge, dass die 
Verspannungen am Geldmarkt, die in den vergangenen Wochen wieder 
zugenommen hatten, auf die Gesamtwirtschaft übergreifen könnten.
Zwar haben die Notenbanken mit ihren umfangreichen 
Liquiditätsspritzen vorübergehend die Wogen am sehr kurzen Ende des 
Interbankenmarktes glätten können. Die Misstrauensaufschläge jenseits
der Einmonatsfrist haben sie aber nie richtig in den Griff bekommen, 
sie haben sich zuletzt sogar wieder deutlich ausgeweitet. Die 
mittelbaren Devisen-Swaps ermöglichen nun den europäischen Banken, 
Dollar aufzunehmen, und lindern das Problem.
Wird das aber ausreichen? Zunächst muss zwischen den beiden großen 
Währungsräumen unterschieden werden. Die USA haben kein reines 
Geldmarktproblem. Das Platzen der Immobilienblase hat für sich 
genommen das Potenzial, die amerikanische Wirtschaft in die Knie zu 
zwingen. Die Klemme an den Interbankenmärkten kommt noch erschwerend 
hinzu.
Anders die Situation in den Ländern der Währungsunion. Zwar kühlt 
auch hier die Wirtschaft ab, Übertreibungen an den Immobilienmärkten 
gab es aber nur vereinzelt in wenigen Mitgliedsländern. Die Qualität 
der Krise ist in Europa eine andere, da sie bislang auf den 
Finanzsektor beschränkt ist.
Damit ist keinesfalls gesagt, dass Europa nicht auch ein 
Übergreifen auf die Gesamtwirtschaft droht, wenn es zu einer echten 
Kreditklemme kommt und die USA in die Rezession stürzen. Hoffentlich 
dämmt das beherzte Eingreifen der Notenbank das lodernde Feuer ein 
und verhindert einen Flächenbrand. Anlass für ein Kursfeuerwerk an 
den Aktienmärkten gibt es jedenfalls nicht.

Pressekontakt:

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Redaktion

Telefon: 069--2732-0

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