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Börsen-Zeitung: Bedingt bedrohlich, Kommentar von Jürgen Schaaf zur Inflationsrate in Deutschland, die erstmals seit 13 Jahren bei über 3 % liegt

Frankfurt (ots)

Jetzt haben wir es schwarz auf weiß: Erstmals
seit 13 Jahren liegt die Inflation in Deutschland bei über 3%. Auch 
auf der europäischen Ebene sind die Verbraucherpreise im November im 
Vergleich zum Vorjahr um 3,1% geklettert. Das ist kein Pappenstiel, 
bedenkt man, dass nach der Definition der Europäischen Zentralbank 
(EZB) Preisniveaustabilität bei einer Inflationsrate von knapp unter 
2% gewährleistet ist. Die eigene Zielmarke verfehlen die Notenbanker 
also um mehr als die Hälfte!
Müsste jetzt die EZB nicht die Zinsen erhöhen, um der Inflation 
Herr zu werden? - Klare Antwort: Nein. Der Hauptgrund für die derzeit
so hohe Inflation sind die drastisch gestiegenen Preise für Heizöl 
und Kraftstoffe sowie für Nahrungsmittel. Mehr als die Hälfte der 
gesamten Preissteigerung gegenüber November 2006 ist darauf 
zurückzuführen. Die Kerninflationsrate - das ist die ohne 
Nahrungsmittel, Alkohol, Tabak und Energie - lag im November im 
Euroraum bei 1,9%. Die Gesamtinflation wird durch eine Kombination 
von Sonderfaktoren gewaltig verzerrt.
Ist die hohe Teuerungsrate also kein Grund zu Sorge? - Genauso 
klare Antwort: Doch. Es besteht die dringende Gefahr, dass 
Gewerkschaften die vorübergehenden, aber hohen Ausschläge bei den 
Verbraucherpreisen dazu nutzen werden, Lohnerhöhungen durchzusetzen, 
die über dem Produktivitätszuwachs liegen und so eine 
Lohn-Preis-Spirale auslösen. Das Risiko steigt um so mehr, je höher 
der Boulevard das Drei-Prozent-Phänomen jazzt und Populisten sich 
damit profilieren.
Um nicht missverstanden zu werden: Es geht nicht darum, dem 
"kleinen Mann" seinen Anteil an den robusten Gewinnen zu missgönnen, 
die die europäischen Unternehmen derzeit einfahren. Den soll er 
haben. Allerdings muss diese Umverteilung zulasten der Gewinne gehen.
Sonderzahlungen wären das Mittel der Wahl. Sie dürfen aber nicht über
höhere Preise finanziert werden, die dem Endverbraucher aufgehalst 
werden.
Die Signale, die die EZB mit Blick auf die hohe Inflationsrate 
ausgesandt hat, sind eindeutig und richtig: Die 3% sind bedingt 
bedrohlich. Den derzeitigen "Teuerungsbuckel" wird die Notenbank 
durchwinken. Wenn es jedoch zu den erwähnten Zweitrundeneffekten 
kommt, wird die EZB die zinspolitischen Zügel straffen, selbst wenn 
es das Wachstum drosseln sollte.
(Börsen-Zeitung, 15.12.2007)

Pressekontakt:

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Redaktion

Telefon: 069--2732-0

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